Dimmi @ World Tölt

„War ein bisschen laut und warm hier drin … aber du hast es gut gemacht.“

Als ich gestern Oliver Kubinger gefragt habe, was er denn seinem Dimmi nach dem Finale ins Ohr geflüstert hätte, wenn dieser ihn verstehen hätte können, war genau das seine Antwort.

„Du hast es gut gemacht“ – ja, das kann man wohl sagen. Oliver ist mit seinem Dimmi vom Moaschusterhof als einziges Paar aus Österreich zum World Tölt nach Dänemark gefahren, um mit Europas Weltspitze mitzutölten. In Odense ging nämlich am letzten Wochenende das größte europäische Indoor – Event für Islandpferde über die Bühne. Ich hab mir gedacht, ich frag den erfolgreichen Islandpferdereiter mal, wie das denn so war. Und Oliver – war völlig unkompliziert gleich zu einem Interview bereit.

Strahlendes Paar

miia: Sag mal, war das das erste Mal, dass du beim World Tölt dabei warst? Warum tut man sich so eine weite Reise eigentlich an? Was ist das Besondere an diesem Event?

Oliver: Ich war vor ein paar Jahren einmal zuschauen und hab mir gedacht, wenn ich einmal ein super Pferd hab, will ich da dabei sein und mit reiten. Dort ist einfach eine super Stimmung, 3000 Zuschauer … die ganze Islandpferdeszene aus Skandinavien, also aus Schweden, Norwegen, Dänemark! Alle da, das ist einfach super. Ich hab mir immer gedacht, wenn ich mal ein cooles Pferd hab, möchte ich da mitmachen, in Odense. Und nachdem der Dimmi ein super Pferd ist, hab ich das heuer getan. Und er konnte international echt mithalten! Natürlich, so ein Turnier kann immer in die Hose gehen, aber wir haben Glück gehabt. Für mich war es auch ein sehr gutes Training für die WM. Echt. In Odense sind 3000 Zuschauer in der Halle dabei. Da bebt die Erde. Da geht’s zu, das kannst du dir nicht vorstellen.

miia: Wie war die Reise?

Oliver: Du, das war angenehm. Ich bin am Dienstag Abend von Salzburg losgefahren und hab bei den Rebers am Lipperthof in Deutschland einen Zwischenstopp gemacht. In der Früh sind wir dann gemeinsam weitergefahren Richtung Dänemark. Wir waren zu dritt dann noch 10 Stunden unterwegs, aber wir waren ja drei Fahrer zum Abwechseln. Das war total unkompliziert und überhaupt nicht anstrengend. Da war ich selber überrascht, dass das so einfach war.

miia: Und wie ist es Dimmi gegangen?

Oliver: Der ist ausgestiegen, hat gleich herumgewiehert und sich präsentiert. Der hat keine Müdigkeit gezeigt. Er war fit. Aber eins darf man nicht vergessen – Dimmi steht noch nicht voll im Training. Es ist Februar und da sind die Pferde noch im Wintertraining. Voll trainiert wird er erst im Mai, Juni oder Juli und August sein. Jetzt waren das vielleicht erst 40% seiner Form.

miia: Kannst du Dimmi mal beschreiben? Was für ein Typ Pferd ist er denn?

Oliver: Dimmi ist eines der besten Reitpferde, die ich kenne. Ich hab schon viele Pferde ausgebildet und trainiert. Aber Dimmi ist wahnsinnig unkompliziert, immer willig, immer bereit zu arbeiten und einfach ein supergutes Pferd. Ich glaub auch für einen Freizeitreiter. Er ist immer total konzentriert beim Reiten, das ist es eigentlich, was ihn ausmacht. Er wird heuer 10. Er ist unkompliziert als Hengst, er liebt es, wenn er 8 Stunden draußen sein darf auf der Wiese. Er ist super kooperativ und immer gut drauf. Du kannst dich echt auf ihn verlassen. Von ihm gibt’s übrigens schon ein paar spannende Nachkommen. Ich hab selber einen behalten. Sehr vielversprechend 🙂 !

Foto by Henk Peterse

miia: Welche Bewerbe bist du eigentlich gestartet in Dänemark?

Oliver: F1 und T2. Ich war eigentlich in 2 Finali. Einem A und einem B-Finale. Aber beim World-Tölt ist es so, dass man als Reiter mit einem Pferd nur ein Finale reiten darf. Ich hab mich für das A-Finale entschieden und musste daher das Fünfgang – B – Finale streichen.

miia: Als du da in der Bahn im Finale geritten bist, was für ein Gefühl hattest du? Was ist dir durch den Kopf gegangen?

Oliver: Ich hab eigentlich gar nicht nachgedacht. Ich hab einfach diese extreme Stimmung und Atmosphäre genossen. Das war wie bei einer WM, wenn nicht noch besser. Die Leute applaudieren, es ist laut, es ist cool, da waren natürlich unter den Zuschauern ganz viele Dänen, es wurden aber alle anderen Nationen genauso angefeuert. Richtig super. Man wurde echt aufgenommen. Ich war mit 5 Däninnen im A-Finale. Das war lustig! Bei der MEM war ich übrigens der einzige Österreicher mit 4 Deutschen im Finale 🙂 . Eigentlich ist die T2 die schwierigste Prüfung, muss man sagen. Weil, wenn das Publikum so tobt und wenn da so eine Stimmung ist, dann sind die Pferde so aufgeheizt und scheuen ein wenig. Der Dimmi hat immer zum Publikum geschaut und wollte ein bisschen in die Mitte. Ich musste korrigieren, was ja in der T2 schwieriger ist, weil du keine Zügel in der Hand hast. Für mich war das ein gutes Training für den Dimmi. Ich kann nur noch mal sagen: Wahnsinns Atmosphäre, da geht’s total ab. Begeistertes Publikum. Höchstes Pferdeniveau.

T 2 – bei tosendem Applaus – Foto by Henk Peterse

miia: Wirst du wieder hinfahren?

Oliver: Auf jeden Fall! Wenn ich den Dimmi noch eine längere Zeit hab und wenn er so in Form bleibt, bin ich sicher nächstes Jahr wieder dabei.

miia: Hast du eigentlich einen Glücksbringer?

Oliver: Naja. Mein Glücksbringer war mein Mentaltrainer vor 3 oder 4 Jahren. Das war ein Engländer, er hat John geheißen. Es ist mein Glücksbringer, dass mir dieser Mensch über den Weg gelaufen ist. Ich bin seit damals überhaupt nicht mehr nervös vor einem Bewerb.

miia: Was machst du denn vor einem Bewerb?

Oliver: Eine Stunde vor dem Bewerb geh ich noch ausmisten. Ich mach überhaupt alles selber. Ich will da niemanden bei mir haben. In dieser einer Stunde gehen mir viele Dinge durch den Kopf, die verrat ich aber nicht. Für mich gibt es keine Nervosität mehr vor dem Reiten und ich bin wirklich konzentriert.

miia: Wo kann man denn Dimmi und dich in nächster Zeit in Österreich sehen?

Oliver: Unser nächstes Turnier wird die erste WM-Qualifikation in Andorf sein und bei den Österreichischen Meisterschaften in Semriach werden wir sicher auch dabei sein. Vielleicht auch beim 2. Qualifikationsturnier. Aber das steht noch nicht fest. Bei der MEM bin ich nur dabei, wenn ich von meiner zweiten großen Leidenschaft, dem Schifahren, rechtzeitig heim komme 🙂 .

Dimmi und Oliver – Foto by Henk Peterse

miia: Was sind deine Ziele für 2017?

Oliver: Jedenfalls die WM in Holland. Das ist mein ganz, ganz großes Ziel.

miia: Danke Oliver für das Interview. Und deine lustigen whatsapp-Nachrichten. Und die Fotos. Ich halte Dimmi und dir ganz fest die Daumen. Eines ist sicher: Es wird auch in Holland warm sein. Und laut. Aber gut werdet ihr beide das auf jeden Fall machen. Da hab ich überhaupt keinen Zweifel.

ps.: Die Fotos in diesem Beitrag stammen von H.M.T. Peterse aus Holland und wurden mir von Oliver Kubinger für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. 

Teilen über: