Nachgefragt!

Wenn mir jemand die Geschichte von seinem Herzenspferd erzählt hat, dann frag ich gern mal nach, wie es denn dem Traumpaar von damals so geht. Da bin ich eben ein bisschen neugierig. Erinnert ihr euch? Ich habe mal vor längerer Zeit von Sandra und ihrer Snotra erzählt. Wunderschöne Bilder haben diesen Beitrag begleitet und ich dachte mir, ich frag mal. Gut, dass ich es gemacht habe! Die beiden sind echt … besonders 🙂 !  Sie haben wirklich, wirklich viel miteinander erlebt. Nicht immer nur Schönes. Aber da sieht man wieder mal. Man verliebt sich in ein Pferd. Und hat ein Leben lang eine richtige Aufgabe. Das glaubt einem eh niemand, der kein Islandpferd besitzt. Aber was red` ich so lange? Hier kommt die Geschichte, die mir Sandra geschickt hat:

Sandra und Snotra

„Da stand ich also mit meiner kleinen grauen, etwas rundlichen Stute – die ganz viel Gangsalat produzierte – und konnte mein Glück kaum fassen!“, so beginnt Sandras Forsetzungsgeschichte.

„Von Anfang an haben wir, neben der scheinbar endlosen Suche nach dem Trab, immer wieder im Roundpen herumgeblödelt. Also mal am Halfter ein paar Runden drehen, mit dem Halsring herum experimentieren oder einfach ganz „ohne alles“ durch‘s Roundpen schaukeln. Wie man merkt, waren wir ein bisschen planlos und probierten mal alles aus. Wobei  eine vage Vorstellung war schon vorhanden. Da war ja die Suche nach dem Trab. Galopp wäre auch eine Idee gewesen, statt „ich schieß‘ im Rennpass aus der Ecke und hoff‘, dass ich am Ende der langen Seite meine Füße soweit sortieren kann, dass ich unfallfrei durch die nächste Ecke komme“.

Zwei Zirkusartisten

Nachdem Snotra den Halsring sehr gern und gut angenommen hat und sie so im Roundpen sogar traben konnte, haben wir unser sicheres Roundpen verlassen. Und siehe da – das Pferd kann traben 🙂 !  Wir haben unseren Weg zum Trab also über das gebisslose Reiten gefunden und der Galopp entwickelte sich ganz von alleine.“

Galopp? Passt!

Sandra und Snotra reiten gerne gebisslos und mit Halsring. Im letzten Sommer haben sie es dann zum ersten Mal sogar gewagt, auch den Halsring wegzulassen und haben mit nichts, außer zwei Gerten, das Viereck unsicher gemacht. „Es hat so gut funktioniert – wir sind sogar am Zirkel galoppiert 🙂 ! Dafür liebe ich die Maus einfach!“, erzählt Sandra. 

„Wir hatten zu Beginn unserer gemeinsamen Reise auch ein, sagen wir mal, mittelgroßes Ausreitproblem. Ich dachte mir, das war ein Schulpferd, die war ja damals auch brav beim Ausreiten. War sie auch, so lange, bis wir das erste Mal einem riesen Wassersprenger begegnet sind. Da musste ich mich dann für das Abspringen entscheiden und seitdem wurde Snotra scheinbar bei jedem Ausritt von allem gefressen, was uns begegnet ist. Das Hauptproblem war meine Unsicherheit. Das wusste ich, aber irgendwie konnte ich mich nicht entspannen in meinem Sattel, also legte ich mir einen Fellsattel zu. Ich war gleich viel sicherer und konnte ruhig bleiben, wenn Snotra etwas Gruseliges entdeckt hatte.“

Foto by Pinkes-Pony-Photography

„Trotzdem. Snotra hat einen seehr gesunden Vorwärtsdrang beim Ausreiten und rennt gerne mal spontan los, wenn wir auf einen Weg einbiegen, den sie als Galoppstrecke geeignet findet – und davon gibt es viele. Deswegen trägt sie auch den Spitznamen „Rennkuh“. Die Wassersprenger – Phobie haben wir übrigens bekämpfen können! Mittlerweile gibt es ein Foto, auf dem Snotra direkt bei einem Feld mit ganz vielen von diesen bösen Dingern grast und das im Zustand der Tiefenentspannung 🙂 !“

Sandra überlegt weiter: „Was machen wir noch gern? Snotra springt total gerne! Da übertreibt sie immer und springt doppelt so hoch, als sie müsste, weshalb sie auch gern „Flughörnchen“ genannt wird. Oder sie bremst kurz vor dem Hindernis ab und springt dann in einem Spontanentschluss doch noch aus dem Stand drüber – sehr zum Leidwesen meines Steißbeins. Und sie liebt Zirkuslektionen! Alle möglichen Zirkuslektionen.“

Beim Springen

Aber es gab nicht nur schöne Dinge, die in letzter Zeit passiert sind. „Irgendwann Ende 2015 hat sie auf einmal angefangen zu husten und Schleim zu produzieren. Tierarzt geholt – Schleimlöser gefüttert. Als der Husten weg war und ich motiviert war, wieder an der Form des lieben Pferdes zu arbeiten, kam sie mir auf einmal lahmend auf der Koppel entgegen. Ein Röntgen hat ergeben, dass Snotra sich einen Stein eingetreten haben dürfte, der schmerzhaft nach oben wandert, bis er am Kronrand herausploppt. Hab ich vorher noch nie gehört, dass es sowas gibt. Dann war erstmal Ruhe. Dann kam auch noch am linken Hinterbein eine Fesselbeuge – Sehnenscheidenentzündung dazu. Als wäre das nicht schon genug, bekam Snotra heuer im Sommer auch noch die Diagnose RAO – wahrscheinlich besser bekannt als COPD. Zum Glück nur eine leichte Form, die mit gewissenhaftem Staubmanagement gut zu händeln ist.“

Foto by Pinkes-Pony-Photography

„Ganz abgesehen von den kleinen täglichen Herausforderungen, die uns das Leben so stellt, haben wir natürlich auch größere Themen an denen wir arbeiten. Im Großen und Ganzen ist Snotra schon sehr nervenstark im Gelände. Das einzige, das sie in Panik versetzt ist die Sonne – natürlich nicht immer, sonst wäre sie ein Vampirpferd 🙂 ! Oder würde sie dann glitzern? Ich weiß es nicht. Sonne ist extrem gruselig, wenn sie das Pony blendet. Am Schlimmsten ist es, wenn sie beispielsweise von einem abgestellten Traktor reflektiert wird, manchmal reicht es auch, wenn die untergehende Sonne zu grell durch die Bäume leuchtet. Zumindest glaube ich das, weil warum sonst startet man ein Selbstmordkommando Richtung Böschung, weg von den Bäumen, durch die die Sonne blitzt?“

Und der Trab? Den haben Sandra und Snotra eigentlich schon gut drauf. Im Normalfall. „Sobald wir aber in voller Montur (Sattel & Zaumzeug) am Trab arbeiten wollen, gibt es da einen Schalter, der sich umlegt und der Trab ist wieder weg. Sandra ist zuversichtlich: „Aber auch das werden wir hinkriegen, so wie wir bis jetzt noch alles irgendwie hingekriegt haben!“

Snotra

Liebe Sandra, danke für diese Geschichte, die mich zum Schmunzeln gebracht hat. Aber auch zum Nachdenken. In letzter Zeit begegnen mir immer wieder Menschen, die mir von den verschiedensten Herausforderungen mit ihren Pferden erzählen. Gibt es eigentlich irgendeinen Reiter, der überhaupt kein Thema mit seinem Pferd hat? Glaub ich fast nicht. Das macht aber wieder Mut, finde ich. Alle finden ihre Herausforderungen. Und ist es nicht wunderschön, sie ein Leben lang meistern zu wollen?   

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