Es ist ein paar Wochen her, da hat Viki mir eine WhatsApp geschrieben. Eigentlich war ich zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach ein paar Weihnachtsbildern. Viki hatte aber noch viel mehr als das. Sie hatte eine Herzenspferdgeschichte. Sie hat mich gefragt, ob ich nicht mal bei ihr am Aspacherhof vorbeischauen könnte, sie habe da ein Herzenspferd, das sie mir gerne zeigen würde. Nun, wer mich kennt weiß, auf Herzenspferde steh ich 🙂 . Und so kam es, dass ich heute in der Früh nach Gänserndorf gefahren bin, um mir bei einem heißen Tee neben dem Kaminfeuer Vikis Liebesgeschichte (mit einem Vierbeiner) anzuhören. Hab mich vorher natürlich versichert, dass ich eh nicht weinen werde müssen, bin ja einigermaßen nah am Wasser gebaut. Nun, das konnte man mir nicht versprechen. Und – zu Recht.
Und so hat alles begonnen: Viki hat sich schon vor vielen Jahren verliebt. Acht Jahre war sie damals alt und das Objekt ihrer kindlichen Sehnsucht war ein wunderschöner, sensationeller Hengst in Island – sein Name ist Töfri frá Kjartansstöðum. So eine Art völlig unerreichbarer Superstar. Sie erzählt: „Diesen Hengst hab ich seit meiner Kindheit verfolgt, ich hab mir immer Videos angesehen, wenn er irgendwo in Island aufgetreten ist – beim Landsmot oder auch bei anderen Prüfungen. Seine Ausstrahlung und seine Bewegung haben mich einfach fasziniert. Ich weiß auch nicht – ich habe dieses Pferd gesehen und es war um mich geschehen. Dieses Tier war einfach (m)ein Superstar.
Viki erzählt weiter: „Als ich dann mein erstes junges Pferd in Island gekauft habe, das ich selbst ausbilden wollte, war mir eines klar: Es muss ein Sohn vom unerreichbaren Töfri sein. Dieses junge Pferd war dann mein Tindri. Ich habe ihn eineinhalbjährig gekauft, mit drei Jahren nach Wien geholt und selbst ausgebildet.“ Mit diesem Tindri hat sich Viki letztes Jahr in Semriach übrigens A-qualifiziert, da dürfte Viki also ihren Job gut gemacht haben 🙂 !
„Als ich Tindri gekauft habe, hatte ich das große Glück, dass er noch am selben Hof gestanden ist, wie sein Vater Töfri. Mein Traumpferd. Als dann mein Papa und ich nach Island gefahren sind, konnte ich meinen Superstar endlich persönlich kennenlernen. Ehrlich gesagt, war damals mein junger Tindri ein bisschen Nebensache, ich bin in den Stall gekommen – und da stand ER. Da waren viele schwarze Pferde – aber ich hab ihn sofort erkannt.“
Nun, mit den Menschen dort war Viki damals schon befreundet und ihre Liebe zu Töfri war bekannt. Also durfte sie ihn herausholen und putzen. „Ich hab am ganzen Körper gezittert, so aufgeregt war ich“; lacht Viki. „IHN putzen! Ich bin gestanden wie ein Prinzessin mit ihrem Glitzerpferd. Das war eine andere Beziehung, das hat sich einfach anders angefühlt. Ich durfte dann sogar mit ihm spazieren gehen. In dieser Zeit damals bin ich ungefähr alle zwei Monate nach Island geflogen, und beim dritten Mal hat man mich gefragt, ob ich Töfri reiten möchte. Jaaaaa! Dann haben wir einen ganz langen Ausritt gemacht inklusive Sonnenuntergang. Das war so ein tolles Feeling. Er war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Man hat überhaupt kein Gewicht in der Hand, man sieht nur Füße 🙂 !“
„Als ich dann abgestiegen bin, hab ich mir gesagt, dass ich jetzt alles im Leben erreicht hab, was ich erreichen wollte 🙂 . Ich wollte dieses Pferd einmal geritten sein. Von da an durfte ich ihn dann regelmäßig reiten. Immer wenn ich in Island war. Er war zu diesem Zeitpunkt schon sechzehn Jahre alt und ist keine Turniere mehr gegangen. Er war nur mehr in der Zucht, er hat unzählige Nachkommen und hat auch einen Preis für die Qualität seiner Elitenachkommen bekommen.
Wann auch immer Viki wieder zu ihm gekommen ist, Töfri habe Viki erkannt und sei ihr auf der Koppel entgegengelaufen, wenn er ihre Stimme gehört hat.
Vor zirka einem Jahr kam das, was kommen musste. Für den zum damaligen Zeitpunkt bereits 20-jährigen Töfri gab es in Island keine Verwendung mehr. Neue, junge Hengste haben die Zuchtaufgaben übernommen, Töfri musste weg. Da bekam Viki einen Anruf aus Island. „Sie haben mich gefragt, ob ich ihn haben möchte. Sie wussten, dass für mich eine Welt zusammenstürzen würde, wenn es Töfri nicht mehr gäbe. Ich hab mal 5 Minuten gar nichts gesagt. Wie jetzt? Töfri soll MEIN Pferd werden? Das war unvorstellbar! Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass Töfri seinen Lebensabend in Österreich verbringen soll. Ich bin gleich am nächsten Wochenende wieder nach Island geflogen. Es stand nämlich noch eine riesige Hürde im Weg! Töfri stand im Eigentum einer Gemeinschaft von zirka 50 Personen, deren Zustimmung ich benötigte für einen Export! Ich war eine Woche in Island und hab Hof nach Hof abgeklappert, um die Zustimmungen einzuholen. Die mussten das persönlich unterschreiben. Wir hatten aber gar nicht alle Wohnadressen, das war wirklich eine Herausforderung. Bevor diese Gemeinschaft nicht geschlossen wurde, konnte ich ihn nicht exportieren! Die meisten haben ganz unkompliziert unterschrieben. Und als ich über 50% des Pferdes besessen habe, war der Rest der Unterschriften auch nicht so schwierig zu bekommen, weil sich die etwaigen Mitbesitzer (so sie es bleiben wollten) an den Exportkosten hätten beteiligen müssen – und das wollte natürlich keiner.“
Und so kam es.
Am 23. Mai 2016 ist Töfri endlich am Aspacherhof aus dem Transporter gestiegen. Vikis Traum war wahr geworden. „Mein Superstar. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.“
Töfri ist jetzt 20. Er darf in Niederösterreich seine Pension genießen, er ist ein reines Freizeitpferd geworden. Aber was für eines! Viki strahlt: „Sobald ich aufsteige, hat er noch immer die gleiche Kraft, Power und Bewegung wie in jüngeren Jahren. Für Turniere ist er mir aber zu alt. Er hat einen wunderschönen Lebensabend verdient.“ Er wird jetzt drei Mal in der Woche geritten, geknutscht, verhätschelt, hie und da mal unterbrochen durch Übungen im Viereck, schließlich soll der gute Mann gesund bleiben. Hoffentlich noch ganz, ganz viele Jahre. Verdient hat er es sich nämlich. Einen wunderschönen Lebensabend bei seinem allergrößten Fan.
Und Vikis Lebensmotto? „Das Wichtigste im Leben mit meinen Vierbeinern ist mir das Glücklichsein. Nichts in der Welt kann mir etwas Besseres bieten, als eine glückliche „Beziehung“ zu meinen Pferden. Spaß steht dabei an erster Stelle … Schleiferln und Medaillen sind schön, aber nicht alles.“
Ich durfte mit Viki dann noch ihre anderen Pferde besuchen. Die lachende junge Frau kann zu jedem Geschichten erzählen. Es war wunderbar, ihr zuzuhören. Und irgendwann im Frühjahr fahr ich mal wieder dorthin und schau mal Töfri beim Tölten zu. Möchte nur mal schauen. 🙂 !
Danke, liebe Viki, für deine Geschichte und die vielen Fotos, die du mir zur Verfügung gestellt hast. Gute Besserung deiner Stimme 🙂 !