Während ich da so in Kärnten in der Sonne sitze, den Blick über die strahlenden Karawanken schweifen lasse und mir überlege, dass ich echt keine Karibik brauche, um mich wie im Paradies zu fühlen, denke ich ein bisschen nach. Meine Gedanken schweifen genauso wie mein Blick und machen kurz Halt bei einem Artikel, der mir vor längerer Zeit mal empfohlen wurde. „Für wessen Augen reitest du?“ heißt er und damals hab ich diesen Artikel gleich im Internet gesucht. Und hier gefunden.
Der Artikel auf der Seite von Stefan und Judith Pirnik ist lesenswert. Erzählt er doch von einem Phänomen, das wohl viele Reiter und Reiterinnen kennen. Wenn man den Artikel gelesen hat und mal ganz streng zu sich selber ist, könnte man sich das schon mal fragen: Wie wichtig sind denn eigentlich die Menschen, die dir beim Reiten zuschauen? Beeinflusst es dich, wenn du ihr Geflüster siehst? Möchtest du ihnen gefallen? Oder deinem Reitlehrer? Den Richtern bei einem Turnier? Sind sie alle es, die dein reiterliches Selbstbewusstsein bestimmen? Und wenn man ganz streng zu sich selber ist, wird man wohl hie und da mit ja antworten.
Es liegt wohl in unserer menschlichen Natur, anderen gefallen zu wollen und von anderen anerkannt zu werden. Tatsache ist aber doch, dass keiner, der dir mal so zuschaut, sei es bei einem Turnier oder einer Reitstunde, den Weg kennt, den du mit deinem Pferd bis heute gegangen bist. Niemand kennt ihn. Kein Richter, kein Zuschauer. Nur du und dein Pferd.
Meine Náma mag beispielsweise den Trab nicht so gern. Sie töltet viiiiiel lieber – was die Sache für mich als Reiterin zu einer klitzekleinen Herausforderung macht. Náma und ich üben aber fleißig. Wir versuchen, die Balance miteinander zu finden. Das mag für einen Zuschauer, der vielleicht gar ein supertoll und einfach zu trabendes Pferd hat, nicht so prickelnd aussehen. Aber kennt dieser Zuseher den Weg, den ich mit meiner Náma gegangen bin, um das zu können, was da jetzt zu sehen ist? Die Antwort ist NEIN! Meine Náma, sie kennt ihn. Sie versucht, mich zu verstehen und ich versuche, sie zu verstehen. Und die Fortschritte spüre ich von Mal zu Mal. Ich nehme Reitstunden, um noch mehr zu lernen. Und dann versuche ich, das Gehörte alleine mit meinem Pferd zu üben.
Und wenn da jemand zuschaut? Schön 🙂 ! Ich freue mich über meine Freunde im Stall. Wir sprechen sehr offen darüber, welche Reitkapitel uns gerade beschäftigen. Wir sprechen einander Mut zu. Das tut gut. Und ein Wort der Anerkennung ist wie Balsam auf der Seele. Wenn mein mit mir eher strenges Fräulein Tochter mal ein „Das hat heut schon ganz gut ausgeschaut“ über die Lippen bringt, bin ich überhaupt ganz arg stolz. Ich freue mich auch richtig, richtig, richtig über ein Lob meiner Trainerin 🙂 !
Aber dennoch. Das wichtigste, unmittelbarste und unverfälschteste Feedback bekomme ich, denke ich, von meiner Náma selbst. Von meiner vierbeinigen Freundin, die den gesamten Weg bis hierher mit mir gegangen ist. Und die ist manchmal wirklich streng 🙂 .
Wenn ihr mehr über das Zuschauer-Thema lesen wollt – der Artikel ist wirklich empfehlenswert.
So – und jetzt das Gesicht wieder ein bisschen in die Sonne – genießt euren Tag!