Es gibt so Orte, da fühlst du dich gleich wohl, wenn du hinkommst. Manchmal liegt es an den Menschen, manchmal liegt es an den Pferden, die dich anschauen, wenn du kommst. Gestern war ich am Islandpferdehof Geierkogel. Als ich diesen Beitrag schreibe, ist es noch sehr früh, es ist noch dunkel draußen. Ich bin in einem Hotelzimmer, mein Mann schläft noch, vor meinem Fenster strahlt ein riesengroßer Christbaum. Ich bin in Graz und die Stadt hat einfach so viel zu bieten in der Weihnachtszeit, dass ich mit meinem Bericht gestern nicht mehr fertig geworden bin. Ich wollte euch nämlich von meinem Besuch am Islandpferdehof Geierkogel bei Graz erzählen.
Der Weg ist steil und ich bin ehrlich gesagt ein bisschen froh, dass kein Schnee liegt. Auf 650m Seehöhe liegt dieser wunderschöne Islandpferdehof, der in etwa 60 Islandpferde beheimatet. Als ich ankomme, werde ich gleich von Andrea und Thomas begrüßt, zwei Menschen die ich noch in lieber Erinnerung hab. Wir waren gemeinsam beim Fotokurs von Christiane Slawik in Weistrach im letzten Mai und hatten eine feine Zeit miteinander. Es ist schön, wenn man Menschen wieder trifft!
Sie gehen gleich mit mir zum Haus und stellen mir Irmi vor, die schon bereit ist, mir den gesamten Hof, die Weiden, die Koppeln und die Ställe zu zeigen. Irmi organisiert den Reitbetrieb und kümmert sich um die Gäste des Familienunternehmens, das seit mehr als 30 Jahren in Familienbesitz ist. Fast immer hat es hier nur Islandpferde gegeben. Kurz habe man es mal mit Großpferden versucht, das hat dann aber nicht so gut geklappt. Deshalb ist man hier auf Islandpferde spezialisiert. Und dass die nächste Generation auch tatkräftig mit dabei ist, ist offensichtlich. Ein lachende, sehr sympathische junge Frau schiebt einen Kinderwagen mit einem schlafenden Säugling und stellt sich mir vor. Katharina heißt sie und sie ist eine von Irmis drei Töchtern. Jene Tochter, die das Familienunternehmen weiterführt. Sie leitet den Islandpferdehof, sie ist für den Reitunterricht und den Beritt zuständig.
Das erste, das mir auffällt, wenn ich vom Haus aus auf die Koppeln schaue, ist der herrliche Ausblick, den die Pferde über die Stadt Graz haben. So lässt sich`s leben!
Wir spazieren zunächst hinunter zu den Koppeln der Pensionistenpferde, unter denen sich auch ein Fohlen befindet. Ein hübsches braunes Fohlen, das dort sehr gut aufgehoben scheint. Es ist das einzige heuer am Geierkogel und darf sich deshalb mit den Pensionisten vergnügen … und wird auch ein bisserl erzogen von ihnen.
Es scheinen mir viele Pensionistenpferde zu sein. Denn Pferde dürfen hier bleiben, auch wenn sie alt werden. Aber nicht nur mit den Pferden ist das so! Die Einsteller am Islandpferdehof Geierkogel bleiben auch und sind seit vielen Jahren die gleichen. Deshalb ist die Zahl der Einsteller auch sehr konstant, mal kommt wer dazu, ganz selten zieht jemand weg und nimmt dann sein Pferd mit. Freie Plätze gibt es daher sehr selten am Islandpferdehof Geierkogel – die Menschen möchten einfach bleiben 🙂 !
Kein Wunder, denn den Pferden und den Menschen geht es hier gut. Die Isländer leben auf Koppeln, nur wenige kommen in der Nacht in eine Box. Die meisten bleiben das ganze Jahr über draußen, Tag und Nacht … und haben wunderbar überdachte Bereiche, an denen sie die ganze Nacht über Zugang zu Futter haben. Und tagsüber? Wenn sie nicht miteinander spielen – schlafen sie oft. Tatsächlich sehe ich viele Pferde, die einfach nur liegen und schlafen. Ein heimeliger Anblick. Im Sommer muss es besonders fein hier aussehen, sind doch zwischen den Paddocks Hollunderbüsche gepflanzt, die mittlerweile Baumhöhe erreicht haben. Sie blühen im Frühjahr angeblich soooo schön. Kann ich mir richtig vorstellen!
Irmi, Katharina, Andrea und ich spazieren weiter, wieder hinauf zum Stall und zum Sattelplatz.
Dort angekommen, lächelt mich eine zweite junge, sehr sympathische Frau an, die gerade dabei ist, zwei Pferde zu putzen. Einen hübschen Schecken, der einen Sattel trägt und einen Fuchs. Es sind zwei selbstgezogene Pferde, wie ich erfahre, und die junge Frau, die sich lachend in den Sattel des einen schwingt und das andere Pferd als Handpferd mitnimmt, stellt sich mir als Angelika vor. Sie ist die Schwester von Katharina und reitet trotz Arbeit in einem völlig anderen Bereich mehrere Pferde täglich. Ihre Passion ist der Beritt von Jungpferden und das macht sie wohl richtig, richtig gut. Außerdem reitet sie gerne auf Turnieren.
Auf und davon reitet Angelika mit den beiden Pferden, hinauf in den Wald. Schier unbegrenzt ist übrigens das Ausreitgebiet, das für alle Reiter allerhand Abwechslung bietet. Es geht viel bergauf durch den Wald, es gibt aber auch Wiesen und Felder. Das Auskommen mit der Nachbarschaft ist gut, man hält sich aber auch sehr genau an die Regeln, die im Wald und auf den Wiesen herrschen. Halle gibt es keine am Islandpferdehof Geierkogel, aber eine große Ovalbahn und ein Viereck.
Während Angelika also reitet, gehen wir anderen einen Kaffee und ein wunderbares, von Irmi selbst gemachtes Apfelbrot essen. Schmeckt unglaublich gut. Und wir plaudern und plaudern und plaudern. Darüber, dass dieser Hof bis vor einigen Jahren eine Gastwirtschaft hatte, die man aber aufgegeben hat, um sich voll und ganz um die Islandpferde kümmern zu können. Darüber, dass Irmi die Pferde, die sie zwar selber nicht reitet, in- und auswändig kennt. Und umgekehrt. Darüber, dass Katharina immer schon geritten ist. Seit sie denken kann. Ich erfahre einiges über ihre Zeit in der Pferdefachschule in Lambach, die sie besucht hat. Wir reden über die Einsteller und die Gemeinschaft, die sie nach so vielen Jahren miteinander geworden sind. Und während wir so plaudern, kommt Angelika mit den zwei schnaubenden Pferden aus dem Wald zurück. Um kurz darauf lachend mit einem weiteren jungen Berittpferd wieder zu verschwinden.
Und während ich da so in der Sonne sitze, mit den lieben Menschen spreche, einen guten Kaffee trinke und ein Apfelbrot verspeise, denk ich mir, dass es hier einfach nur schön ist. Als ich mich nach langer Zeit wieder verabschiede, fahre ich an Angelika vorbei. Diesmal sitzt sie auf einem Jungpferd in der Ovalbahn. Aufgeräumt freundlich winkt sie mir zu und wünscht mir eine gute Fahrt. Ob es mir gefallen habe, bei ihnen, möchte sie wissen. Was für eine Frage. Und wie 🙂 !
Ein ganz herzliches Dankeschön an Irmi, Katharina, Andrea und Thomas, die sich so viel Zeit für mich genommen haben. Und an den kleinen Max, der so ein friedlicher Säugling ist.
Einen ganz herzlichen Dank auch an Andrea, die mir 4 wunderschöne Fotos vom Islandpferdehof Geierkogel für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat.