Oliver Kubinger lächelt viel. Das ist der Eindruck, den ich von einem Mann bekommen habe, den ich noch nicht persönlich kennengelernt habe. Ich lese oft von erfolgreichen österreichischen Islandpferdereitern, von ihren Turnieren, ihren tollen Noten, ihren Pferden, ihren Erfolgen. Fotos von beeindruckend töltenden Pferden begleiten meist diese Erfolgsgeschichten. Und dann gibt es Fotos, die mir besonders ins Auge springen. Die man länger anschaut. Eines davon hat mich zum Schmunzeln gebracht. Das Foto, das ich meine und das ihr hier auch finden könnt, sieht in etwa so aus: Ein junger Mann mit einer rot-weiß-roten Schärpe um den Oberkörper, sitzt lachend auf einem wunderschönen Isländer, streckt beide Hände in die Luft, die weißen Zügel sind ganz dem töltenden Pferd überlassen … und lacht. Reiterfreude pur. Sichtlich ein Schnappschnuss auf einer Ehrenrunde. Aber die Freude, die auf dem Foto zu sehen ist, die hat mir so gefallen, dass ich mir dachte, ich ruf ihn mal an, den Oliver 🙂 .
Gesagt, getan, Oliver war sofort zu einem telefonischen Interview bereit und ich durfte ein bisschen mit ihm plaudern. Da hat mich gleich mal interessiert, auf welche Erfolge von den vielen er denn ganz besonders stolz ist.
Oliver: „Auf den Sieg heuer bei den Mitteleuropäischen Meisterschaften im F2 auf Frederik von Fürstenbrunn. Ich bin deshalb so stolz darauf, weil ich Frederik selber gezüchtet, gezogen und ausgebildet habe 🙂 !
Frederik habe er zwar verkauft, dennoch konnte er auf der MEM mit ihm starten. „Es war immer schon mein Traum, ein Pferd zu züchten, das dann ganz vorne mit dabei ist. Ich glaub, das ist das Ziel von jedem Züchter.“
Mit 4 Jahren hat Oliver bereits zu reiten begonnen. Immer auf Islandpferden. „Das war damals in Ampflwang am Hausruckhof. Es war super. Ich kann mich heute noch daran erinnern, an den Rhythmus eines Pferdes im Schritt, an diese leichten Momente, die das damals waren.“ Aufgehört hat er mit dem Reiten ab diesem Zeitpunkt nicht mehr. „Es waren damals ein paar Buben dort reiten, aber übrig geblieben sind nur ganz wenige.“ Es hat ein bisschen gedauert, aber dann hat er seinen ersten eigenen Isländer bekommen. Sláni hat dieser geheißen und er war ein dreigängiger Schimmel. 5 oder 6 Jahre ist er bei ihm geblieben und dann – dann sind die ersten Turnierpferde ins greifbare Umfeld gekommen und der damals 10-jährige Oliver hat zum ersten Mal Turnierluft geschnuppert.
Ich hab mit ihm auch kurz über Angst gesprochen, ein Thema das Magdalena am Montag geschildert hat. Hatte ein Profireiter wie Oliver auch schon einmal das Gefühl von Angst beim Reiten?
Oliver: „Ja, ich kenne dieses Gefühl. Auch wenn es glücklicherweise nie so schlimm war, dass es mich vom Reiten abgehalten hätte. Einmal, ich erinnere mich noch gut daran, ist ein Traktor gekommen mit einem Anhänger und richtig knapp an uns vorbeigebrettert. Die Pferde sind natürlich erschrocken und unkontrollierbar losgerannt. Daran erinnere ich mich noch gut. Es gab auch einmal, vor vielen Jahren, einen Zwischenfall beim Longieren, ich hatte die Longe leider ein bisschen um die Hand gewickelt, das Pferd ist losgerannt und hat mich nachgeschliffen …“ Schlimme Erlebnisse, die aber glücklicherweise nie zu einer Panik in Olivers Kopf geführt haben. Was rät nun aber Oliver Menschen, die sich fürchten?
Oliver: „Wenn es nicht ganz so schlimm ist, rate ich ihnen, einfach wirklich nur brave Isländer zu reiten. Pferde, die aufgrund ihres Charakters gut geeignet sind. Isländer sind einfach auch als Schulpferde ein Wahnsinn. Sie sind sehr geeignet für Menschen, die sich ein bisschen fürchten.“
Und dann hab ich Oliver gefragt, was für ihn denn das Allerschönste am Reiten von Islandpferden ist. „Es ist die Freiheit, die Leichtigkeit dieser unkomplizierten Pferderasse. Überhaupt nach einem langen Arbeitstag. Man holt sein Pferd, steigt auf und reitet los. Islandpferde sind einfach traumhafte Sport- und auch Freizeitpartner. Entspannung pur. Und außerdem sind natürlich die 5 Gangarten faszinierend.“ Er sei auch schon mal probeweise auf anderen Pferden geritten, Erfüllung hat er aber nur bei den Isländern gefunden.
Und sein größter Traum? Olivers größter Traum in reiterlicher Hinsicht ist einmal bei einer WM zu starten mit einem Pferd, das er selber gezüchtet, gezogen und ausgebildet hat. „Ein A oder B-Finale auf der WM mit einem Pferd, das ich vom ersten Tag an begleitet hab. Das wär schön.“
Ein schöner Traum. Bin schon mal neugierig … 🙂 ! Lieber Oliver, danke für das lustige und interessante Telefonat, das wir geführt haben. Freu mich schon drauf, dich mal persönlich kennenzulernen 🙂 !
Das große Beitragsbild oben stammt übrigens auch von Bettina Treiber www.isi-aktuell.de
ps.: Zwischen dem Fürchten und wirklicher Angst gibt es natürlich einen großen Unterschied. Wie man das lähmende Gefühl von Angst beim Reiten für sich erkennt und wirklich bearbeiten kann? Dazu hab ich morgen einen super-spannenden Beitrag aus sportpsychologischer Sicht. Hier. Bei miia 🙂 !