Sag mal, ich hab da eine Frage. Mit diesen Worten hat mich vor nicht allzu langer Zeit eine liebe Reiterkollegin angesprochen. „Könntest du mal bitte herausfinden, wann man denn ein Islandpferd mit einer Abschwitzdecke versorgt?“ Hmmmm. Wenn man den Reitern so zusieht … manche decken ihr Pferd nach dem Reiten immer zu, andere nie … was ist richtig? Was ist wichtig? Ich selber kann das natürlich nicht genau sagen, bin ja keine Expertin. Aaaaaber Lilo Pritz ist eine! Ich habe der in der Steiermark tätigen Pferdetierärztin geschrieben und sie war so lieb und hat mir sogleich all meine Fragen zu diesem Thema beantwortet. Seeehr spannend! Aber lest selbst 🙂 !
Lilo: „Unsere Pferde, und ganz besonders unsere Islandpferde, sind für die kalte Jahreszeit wesentlich besser gerüstet, als wir Menschen. Das Winterfell eines Pferdes bietet Schutz vor eisiger Kälte, Wind und Nässe, ist aber auch als Wärmeisolator nicht zu verachten. Schwierig wird’s, wenn so ein winterliches Fellknäuel durch Arbeit mit/unterm Reiter zu schwitzen beginnt. Natürlich hilft alle Isolation nicht, wenn das Wasser von innen kommt – nass bis auf die Haut zu sein ist aber sicher nicht für jedes Pferd gleich problematisch.
Ich besaß für meinen Baugi 10 Jahre lang keine Abschwitzdecke, bis ich eine gewonnen hab, die ich dann wieder nicht benutzt habe. Erkältet hat er sich dadurch nie, und das ist ja wohl das, was man durchs Zudecken vermeiden will. Wenn man sich das Material der heutigen Abschwitzdecken anschaut, kann man ja schon beeindruckt sein, wie effektiv sie die Nässe nach außen leiten. Allerdings darf man nicht vergessen, dass viele Pferde erst nach der Arbeit richtig zu schwitzen beginnen, und wenn man sie dann zudeckt, verstärkt man das natürlich noch.
Beglückt man sein Pferd nach dem Reiten mit einer Abschwitzdecke, sollte man es auch wirklich darunter trocknen lassen! Denn es nach der Arbeit unter die Decke zu stecken, warm zu halten und dann noch nass raus in die Kälte zu werfen, ist sicher nicht der richtige Weg.
Ich würde die „Deckenentscheidung“ stark von den Haltungsbedingungen und vom Pferd abhängig machen. Ein Pferd, das nach dem Reiten die Nacht in der Box verbringt, braucht sich um Verkühlung keine Gedanken machen, also wohl kaum eine Decke! Eines, das auf die Koppel kommt und dort Wind und Wetter ausgesetzt ist, könnte da vielleicht eher Probleme haben. Wobei ich, wie gesagt, nicht zur Decke greife. Man darf auch die Möglichkeiten, die das Pferd zur Selbsthilfe hat nicht unterschätzen. Es trocknet mit frischer Luft sicher schneller, als im dampfenden Stall, wo die Luft keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann. Zwischen den anderen Pferden an der Heuraufe ist es auch etwas wärmer und die Möglichkeit, sich zu bewegen hilft auch noch beim Trocknen. Wir dürfen nicht zu viel von uns auf unsere haarigen Freunde schließen! Auf der Koppel beim fröhlichen Spiel kommen sie auch oft ins Schwitzen, ohne dass jemand mit einer Abschwitzdecke zu Hilfe eilt. Pferde, von denen man weiß, dass sie empfindlich sind, muss man natürlich entsprechend behandeln. Auch bei -8 Grad und eisigen Sturmböen würde ich mal eher zur Decke greifen, um kein Risiko einzugehen. Aber das sind Ausnahmesituationen, in denen man mit Herz und Hirn wohl eine gute Lösung für sein Pferd finden kann! Grundsätzlich bleibt die Entscheidung jedem selbst überlassen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir unsere Robustrasse nicht nach Modetrends, sondern ihren Bedürfnissen entsprechend behandeln.“
Liebe Lilo, ich danke dir ganz herzlich für deine hilfreiche Antwort! Werde sie weiterleiten! Danke danke danke 🙂 !