Ein Freund von mir hatte mal eine Idee. Er hat gesagt, ich solle doch coole T-Shirts drucken lassen, auf denen hinten „Ich bin miia“ steht. Aber nicht für mich. Ich solle sie großzügig verschenken. Auf Turnieren, in Reitställen, bei Besuchen. Denn, so seine kluge Erklärung, miia lebe ja von den Geschichten und Erlebnissen der Islandpferdemenschen in Österreich. Also seien alle irgendwie miias. Klingt witzig, hab ich mir gedacht und mir schon die coolsten Farben und Schnitte im Kopf ausgesucht. Allein, mir fehlt das Geld für eine großzügige T-Shirt-Produktion. Macht aber nichts. Denn, wie ich vor kurzem gemerkt hab, gibt es Menschen, die sind für miia unterwegs. Einfach so.
Da ist mir der Mund offen geblieben. Sprachlos war ich. Und dankbar! Carina, eine 18-jährige Islandpferdereiterin aus Österreich, ist nach Island gefahren. Hat dort an einem Ritt teilgenommen, die britische Pferdetrainerin Amanda Barton kennengelernt und sich kurzerhand gedacht, sie macht mal ein Interview mit dieser hochinteressanten Frau. Für miia. Übersetzt hat sie es aus dem Englischen dann auch noch. Wow. Besser hätte ich es nicht können! Tausend Dank an Carina. Tausend Dank an Amanda Barton für das folgende Interview:
Carina: Als erstes erzähl mir doch bitte etwas über dich … was muss die österreichische Islandpferde-Community über dich wissen?
Amanda: Ich bin eine Trainerin, die versucht qualitative Arbeit am Pferd mit den höchsten Standards des Tierschutzes zu verbinden. Mir ist wichtig, dass die Pferde gut gehen, jedoch liegt der Fokus nicht auf den Wettbewerben selbst, sondern auf der individuellen Performance des Pferd-Reiter-Paares. Dabei versuche ich, verschiedenste Übungen in einer möglichst pferdefreundlichen Art miteinander zu verbinden.
Carina: Wann hast du deine Liebe zum Pferd und speziell zum Islandpferd gefunden?
Amanda: Eigentlich kann ich mich an keinen Zeitpunkt in meiner Kindheit erinnern, an dem ich mich nicht gefreut hätte, wenn wir zum Beispiel auch nur vom Auto aus ein Pferd gesehen hätten … das mit dem Islandpferd ist eine etwas witzige Geschichte: Ich habe schon immer Bilder von besonders schönen Pferden gesammelt und dann irgendwann nach vielen Jahren entdeckte ich, dass auf jedem einzelnen dieser von mir gesammelten Bilder ein Islandpferd zu sehen war. So kaufte ich mir ein Islandpferd …
Carina: Inwiefern denkst du unterscheidet sich das Islandpferd von anderen Pferderassen?
Amanda: Es unterscheidet sich seeeeeehrrrr von den anderen Pferden. Den größten Unterschied sehe ich in puncto Temperament und Intelligenz. Sie erschrecken seltener vor etwas, sind sehr sozial in der Herde. Außerdem merke ich gerade bei meiner eigenen Isländerstute, dass sie die erste aus meiner gemischten Herde ist, die ein Problem wirklich durchdenkt. Mittlerweile erwarte ich von meinen anderen Pferden, sich so gut zu benehmen wie sie es tut und daher setzt sie auch die Standards, auf die ich mit meinen ReitschülerInnen hintrainiere.
Carina: Wo siehst du die Gemeinsamkeiten?
Amanda: Naja, ein Pferd ist ein Pferd, egal welcher Rasse es angehört. Was die Fütterung betrifft, mache ich bei meiner Islandpferdestute auch nicht viel anders als bei dem Rest meiner Pferde. Hierbei muss ich jedoch sagen, dass ich nur mit qualitativ sehr hochwertigem Futter arbeite.
Carina: Denkst du, dass die unterschiedlichen Sparten des Reitsports etwas voneinander lernen können?
Amanda: Viele der verschiedenen Disziplinen sind leider sehr isoliert voneinander und trainieren daher auch eher abgeschottet. Meiner Meinung nach wäre es jedoch eine gute Sache, für alle ReiterInnen aus unterschiedlichsten Sparten, wenn sie von- und miteinander lernen könnten. Ich sehe kein Problem darin, Ideen und Trainingsansätze zu teilen, solange Qualität erhalten bleibt und jeder an das glaubt, was er oder sie trainiert.
Carina: Kannst du mir die Besonderheiten deiner Arbeitsweise in einigen Worten erklären?
Amanda: Ich passe mich bei dem, was ich mache sehr dem jeweiligen Pferd-Reiter-Paar an. Außerdem bin ich relativ gut ausgebildet in puncto Coaching und zwar im Coaching von Menschen. Deshalb kann ich meinen ReitschülerInnen besonders bei Problemen wie Angst helfen und wirklich dorthin arbeiten wo der Mensch hin möchte, nicht dorthin wo das Pferd theoretisch hin könnte. Das macht den großen Unterschied zwischen mir und anderen TrainerInnen … ich kenne sehr viele, die wirklich gute PferdetrainerInnen sind, aber dafür nicht so gut im Coachen von Menschen.
Meine Arbeit wird sehr von dem amerikanischen Trainer Mark Rashid beeinflusst. Die Art wie er trainiert ist eine Philosophie, die darauf abzielt, dass man gegenüber seinem Pferd die beste Version von sich selbst ist. Das ist sehr sinnvoll, denn das Pferd ist der Spiegel des Menschen und wenn wir nun mit uns selbst Fortschritte machen, dann wird auch das Pferd-Reiter-Paar gemeinsam Fortschritte machen.
Carina: Als letztes muss ich dir jetzt noch eine klassische miia-Frage stellen … normalerweise wird gefragt wie denn dein Pyjama aussieht, aber ich möchte heute wissen was dein Partytrick ist?
Amanda: Puuuuuhh … also da muss ich mal überlegen … also im Hinblick auf das Reiten würde ich sagen, ist es die Tatsache, dass ich beim Distanzreiten sowohl eine Karte lesen, mein GPS checken, einen Müsliriegel essen, Wasser trinken und gleichzeitig nicht aus dem Galopp fallen kann.