Kennt ihr das? Da kommt man nach nur zwei Wochen Urlaub zurück und nicht nur deine eigene Farbe hat sich verändert, sondern auch die deines Pferdes! Ich erinnere mich noch gut daran: In meinem allerersten Jahr als Pferdebesitzerin – ich hatte Náma erst seit kurzer Zeit – hab ich mein Pferd nach dem Sommerurlaub nicht mehr wiedererkannt. Muss heute noch über mich und meine Suche auf der Koppel unter all den dunklen Stuten lachen.
Nach den Jahren bin ich natürlich daran gewöhnt und da hat es mich am Samstag freilich nicht überrascht, meine beiden Pferde in anderen – naja sagen wir mal – Fellzuständen vorzufinden. Ihre Mähne wirkt dichter, das Fell plüschiger und die Farbe ist irgendwie anders. Sie beginnen sich ganz langsam wieder in kuschelige, knuffige Tiere zu verwandeln. Warum aber schon im August? Und ist diese Verwandlung wirklich so anstrengend für sie, wie man sich so von Reiter zu Reiter erzählt? Kann ich ihnen jetzt etwas Gutes tun, oder ist das mit dem Zusatzfutter eh nur ein Märchen? Fragen über Fragen. Da frag ich gleich mal eine Tierärztin des miia-Vertrauens: Katharina Hopf, Tierärztin und Tierosteopathin mit viiiiel Isländererfahrung 🙂 :
miia: Wann beginnen denn die Islandpferde mit dem Fellwechsel?
Kathi: Der Fellwechsel, der jetzt ansteht, also die Bildung des dicken Winterpelzes, hat eigentlich schon begonnen. So Mitte bis Ende August, wenn die Nächte kühler werden, merkt man rasch, dass unsere Pferde wieder stark zu haaren beginnen. Das dauert mindestens bis Mitte/Ende November.
miia: Was tut sich da so im Körper eines Pferdes?
Kathi: Wenn wir uns daran erinnern, wie viel Wolle wir im Frühling aus unseren Pferden herausgebürstet haben – wochenlang – kann man sich ein wenig vorstellen, was der Körper eines Isländers die nächsten Wochen leisten muss. Die Pferde haben daher zu dieser Zeit einen stark erhöhten Nährstoffbedarf. Der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren.
miia: Man sagt, der Fellwechsel ist mühsam für die Tiere – gilt das für alle? Welche Begleiterscheinungen kann er denn haben?
Kathi: Es gibt viele Isländer, die den Fellwechsel problemlos wegstecken. Aufpassen muss man bei Tieren, bei denen schon andere, zusätzliche Faktoren den Organismus belasten. Also vor allem ältere Pferde oder chronisch kranke, aber auch Jungpferde, Zuchtstuten, Sportpferde und vor allem die Ekzemer. Gerade bei solchen Tieren muss man den erhöhten Nährstoffbedarf ausgleichen, damit sie nicht abnehmen oder andere Probleme bekommen.
miia: Darf/Soll man sein Pferd in dieser Zeit ganz normal reiten? Auch wenn es schwitzt, weil es ja noch warm ist?
Kathi: Das ist eine Frage, die man nicht so allgemein beantworten kann. Jeder sollte da ein bisschen in sein Pferd hineinhören. Manche Pferde haben im Fellwechsel Tage, an denen sind sie sehr müde und träge. Dann gibt es auch sehr warme Herbsttage oft noch im Oktober. Zu dieser Zeit haben viele Isländer schon ein sehr dickes Fell. Da wird man halt mal einen Tag eine Pause einlegen oder nur einen gemütlichen Ausritt machen.
miia: Manche Reiter sieht man fleißig tonnenweise Zusatzfutter herankarren. Zu Recht? Kann man seinem Pferd mit Zusatzfutter helfen? Wenn ja, was soll das für ein Zusatz sein?
Kathi: Wenn ein Pferd keinerlei Probleme mit den Fellwechsel hat, muss man nicht unbedingt irgendetwas zufüttern. Allerdings sollte man, bei den oben genannten Gruppen und auch grundsätzlich bei Pferden, die wenig Weidegang haben, Omega-3-Fettsäuren zufüttern. Leinöl, Hanföl und Nachtkerzenöl enthalten viel davon. Wichtig für den Fellwechsel ist auch das Spurenelement Zink, da es an der Bildung von Keratin (Hauptbestandteil des Haares) beteiligt ist. Aber auch Kupfer, Mangan, Selen und B-Vitamine sind am Zellwachstum und der Haarneubildung beteiligt.
miia: Herzlichen Dank, Kathi, für die vielen Informationen!! Hmmmmmmm … ich geh dann mal ein bissi Öl einkaufen 🙂 See you!
Achja … bitte vergesst nicht euren Tierarzt zu fragen, wenn euer Pferd Probleme hat in dieser heißen, plüschigen Zeit! Er oder sie weiß bestimmt ganz genau, welches Zusatzmittel für euer Pferd das genau passende ist!