Die letzten Tage habe ich bei lieben Freunden in Ungarn verbracht, am Balaton, habe Sonne und Strand und ungarisches Essen genossen (von wegen Waage – eher kontraproduktiv). Am Rückweg, dachte ich mir, kann ich doch gleich dem Simonhof einen Besuch abstatten. Am Rande des Nationalparks Seewinkel gelegen, liegt dieser wunderschöne Islandpferdehof in einer idyllischen Gegend. Wenn du auf dem Weg dorthin genau schaust, entdeckst du viele Störche! Weinreben säumen deinen Anfahrtsweg, wenn du dich auf den Weg nach Illmitz machst. Dort ist er nämlich. Der Simonhof.
Gleich nach meiner Ankunft werde ich sehr, sehr herzlich von Florian Tschida und Lisi Rainer empfangen und fühle mich sofort pudelwohl mit den beiden. Im schönen Stüberl (das übrigens ziemlich groß ist) hat man einen wunderbaren Blick auf die Ovalbahn, auf der anderen Seite sieht man in die Halle hinein. „Begonnen hat das alles eher notdürftig in Apetlon, das Grundstück, auf dem der heutige Simonhof steht, haben wir, meine Eltern und ich, erst später gefunden, das war gar nicht so leicht.“, erzählt Florian über die Entstehung des Simonhofes. Simonhof heißt dieser Stall übrigens deshalb, weil Florians Vater, ein alteingesessener Weinbauer der Illmitzer Gegend, unter diesem Namen (allerdings ungarisch ausgesprochen) bekannt war. Der Zufall will es übrigens, dass Florians früheres Turnierpferd, mit dem er auch den Übungsleiter gemacht hat, auch Simon geheißen hat. Den guten Simon gibt es übrigens heute noch, wie ich nachher selber gesehen habe. Er hat jetzt eine sehr liebe Besitzerin, ist Mitte 20 und genießt nach wie vor sein Leben am Simonhof.
„Dann haben wir mit dem Reitunterricht begonnen, wir hatten ganz am Beginn überhaupt nur einen Einsteller!“ Nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter im Jahr 2003 gibt der damals blutjunge Florian nicht auf und beschließt, den Reitstall voll aufzubauen. „Mit Anfang 20 war das nicht leicht. Ich hab mich schon manchmal gefragt, ob ich eigentlich wahnsinnig bin. Bis zum 04. Juli 2005. Da hab ich Lisi kennengelernt.“ Sie kam in einer schwierigen Zeit zum Simonhof und hat mit angepackt. Es entstand eine wunderschöne Freundschaft zwischen den beiden, aus der ziemlich schnell mehr wurde und schon 2 Jahre später kam 2007 Sohn Paul auf die Welt. Seit dieser Zeit ist Lisi unersetzlicher Teil des Simonhofs. Lisi hat neben ihrer Arbeit am Hof übrigens noch den Beruf der AHS Lehrerin und unterrichtet in einer Neuen Mittelschule. Sie ist halb im Beruf und halb im Betrieb, das gibt der jungen Familie auch eine gewisse Sicherheit. „Die Reitschule ist – ohne Übertreibung – riesengroß geworden. Als ich Lisi kennengelernt habe, waren es 10 Einsteller, mittlerweile sind es fast 40, wir haben zwischen 100 und 150 Reitschüler unterm Jahr und an 7 Tagen die Woche geöffnet“, so Florian.
Am Simonhof arbeitet ein großes Team, größer als ich es in anderen Ställen gesehen habe. Florian: „Irgendwann haben wir gesehen, dass man nicht alles alleine schaffen kann. Man kann nicht gleichzeitig am Telefon sitzen, E-Mails beantworten, die Buchhaltung schupfen, 14 Tonnen Heu organisieren, für die Anliegen der Einsteller da sein und zuhören. Wir lieben den Simonhof und würden ihn immer wieder eröffnen, aber zuckerlrosa ist das nicht immer. Man muss mit dem Hof und seinen Menschen und Tieren mitleben, im Alltag, man muss dahinter sein und jeden Tag sein Ding machen. Man muss schauen, dass Ordnung herrscht, dass kaputte Dinge repariert werden … das ist Management! Jetzt haben wir seit ca. 4 Jahren ein super Team, aber das haben wir mal finden müssen. Das war gar nicht leicht. Jetzt ist aber alles gut.“ Viel Schulbetrieb gibt es hier und auf den wird auch besonderer Wert gelegt. 17 Schulpferde sind im Einsatz, die Vollzeit-Reitlehrerinnen Nanny und Simone und ein paar Übungsleiterinnen schupfen den Reitunterricht. Immer in Abstimmung mit Florian und Lisi zwar, diese sind aber mehr mit den Anliegen der Einsteller und deren Unterricht betraut.
Ganz wichtig ist es, dass jeder Schüler wahrgenommen wird, seine Bedürfnisse so gut wie möglich erkannt werden und auf ihn eingegangen wird. Das Angebot ist enorm: Es gibt insgesamt 8 Sommerferienwochen, mehrere Zertifikatskurse im Jahr, es gibt Intensivwochenendkurse und – man muss es sagen – alles ist heillos ausgebucht. Der Bedarf an Reitunterricht auf Isländern ist enorm. „Wir verstehen nicht, dass der Schulbetrieb in vielen Ställen sehr zurückgefahren wird. Es ist schön, wenn Leute sich freuen, etwas zu machen, was sie ihr Leben lang schon machen wollten, teilweise umarmen einen die Leute vor lauter Freude, wenn sie das erste Mal auf einem Pferd gesessen sind. Und wenn alle Reitbetriebe mit dem Schulbetrieb aufhören, woher sollen dann die Einsteller kommen?“, fragen sich Florian und Lisi, denen es sichtlich wirklich von ganzem Herzen Freude bereitet, mit Menschen jeden Alters zu arbeiten.
Die junge Familie, die nun übrigens zum Sohnemann noch eine kleine Tochter bekommen hat, lebt ganz in der Nähe des Hofes und schafft es dank ihres großartigen Teams sich den Sonntag als Familie freizuschaufeln. Gegessen wird an allen übrigen Tagen gemeinsam am Simonhof, sogar ein gemeinsames Frühstück wird mit den Mitarbeitern organisiert. Es ist alles sehr familiär geblieben und das ist den beiden auch ein ganz großes Anliegen. „Wir mögen es so, wie es ist, viel größer wollen wir nicht werden, obwohl sowohl der Bedarf, als auch die Möglichkeiten da wären. Unter den Einstellern kennt man sich und es ist ein gutes Miteinander, mit 35 bis 40 Leuten geht das noch. Es ist für uns irgendwie ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Einsteller zu uns passen müssen. Es gab auch Zeiten wo das nicht so war.“
Während Lisi zu keiner Zeit im Turnierzirkus mitgemischt hat, war Florian bis zu Paulis Geburt 2007 selber auf Turnieren unterwegs. Jetzt hat er sich aber entschieden, für seine Schüler da zu sein, sie zu Turnieren zu begleiten, ihnen dort beim Abreiten zu helfen, sie bis zur Ovalbahn zu begleiten. Eine Tätigkeit, die ihn am Turnier doch sehr ausfüllt. „Irgendwann würde ich schon gern mal wieder ins Turniergeschehen einsteigen. Aber ehrlich gesagt freut es mich zur Zeit mehr, wenn es meinen Leuten gut geht. Es ist schön, wenn man sieht, dass man die eigenen Schüler gut vorbereitet hat und es gut läuft.“
Und Florian erzählt weiter: „Wir sind nicht so der Sportreiterstall. Das muss man ehrlich sagen. Unsere Philosophie hat sich irgendwann von der Turnierwelt etwas abgewendet. Für uns war beispielsweise die Anschaffung eines neuen Hallenbodens wichtig, weil da unsere Schulpferde jeden Tag drüberlaufen. Der Simonhof gehört uns und ist ein Teil von uns und wir wollen, dass es sauber ist, dass es aufgeräumt ist, dass gute Bodenverhältnisse herrschen, wir haben den Matsch beseitigt, misten die Koppel zwei bis drei Mal in der Woche ab, das sind Dinge, die uns sehr wichtig sind. Uns gefällt es, wenn unsere Reitschüler ordentlich am Pferd sitzen, aber ob die jetzt eine 3,5 oder eine 8,5 dafür bekommen, ist uns egal. Wir haben Einsteller, die freuen sich so sehr über einen klaren Viertakt (der vielleicht am Turnier eine 3,27 einfahren würde) aber genau das hat eine Wertigkeit für uns. Das sind unsere Kunden. Wir haben aber auch ein paar Jugendliche hier am Hof, die mit Freude Turniere reiten und das unterstützen wir natürlich!“
Und ihre Pläne für die nächsten 10 Jahre? Alles was da ist, soll noch tiefgründiger sein, noch feiner, noch nachhaltiger werden. Der Simonhof soll ein Kleinod im Seewinkel bleiben. „Wir sind stolz auf das was wir tun, aber ich glaub wir tun nichts Außergewöhnliches“, fügt Florian bescheiden hinzu.
Doch, Florian. Ich finde, ihr macht etwas Großartiges. 🙂
Wie schön der Simonhof ist und wie gut es den Pferden geht, kann ich beim anschließenden Rundgang sehen. Saubere Ställe, Boxen mit Paddocks, große Weideflächen, Heubedampfung, sogar Pferdebetten hab ich gesehen! Und das alles am Rand des Nationalparks Seewinkel, ein Ort, der einfach zum Bleiben einlädt.
Florian und Lisis Stall wurde übrigens anonym getestet. Vom Fachmagazin „Pferd plus“. Ratet mal, welche Note sie bekommen haben? Riiiiiiiichtig geraten. 🙂
Liebe Lisi und lieber Florian! Danke für den herzlichen Empfang und die tolle Führung durch euren Stall und das wunderbare Gespräch. Ich freu mich schon auf ein Wiedersehen, spätestens beim Martiniloben! Und auf jeden Fall auch am 27. August bei der Burgenland-Challenge in Marz … da werdet ihr aber sicher ziiiemlich beschäftigt sein 🙂 !