Frau Kekhs und der Nasenriemen

miia: Ich kann sie mir so richtig gut vorstellen, unsere Frau Kekhs! Sie blättert an einem schönen Tag im Juni in der Pferderevue (in der Ausgabe vom Juni 2016 um genau zu sein) und ist gefesselt. Gefesselt von der Frage rund um den richtigen Nasenriemen. Ich übergebe aber gleich an Frau Kekhs. Sie kann euch das selber erzählen 🙂 :

Frau Kekhs: Also ich geb`s hochoffiziell zu, in bin der totale Zeitungsmuffel. Bilderln schauen finde ich noch ganz fein, aber Beiträge lesen …. neeeee, laaaaangweilig ….

Letztens jedoch ist´s ganz anders gekommen, nämlich Pferderevue Ausgabe Juni 2016 Seite 32ff, „Mehr Freiheit fürs Pferdemaul“ ein Beitrag von Dr. Britta Schöffmann. Mein Interesse war geweckt.

Ich finde sehr schnell heraus, dass Dr. Schöffmann die gängigen Richtlinien nicht nur bestätigt, sondern auch medizinisch erläutert. Bevor ich ein paar kluge Verweise von Dr. Schöffmann herauspicke, lasst uns diese gängigen Richtlinien festhalten:

  • Die Zwei-Finger-Regel fordert, dass zwei Finger zwischen Nasenriemen & Nasenrücken passen müssen (Achtung! Es ist nicht gemeint, dass man seitlich – quasi bei der Maulspalte – den Fingertest macht, sondern dort wo beispielsweise eine Blesse zu finden wäre)
  • Das gilt sowohl für den englischen, als auch den hannoverschen Riemen, sowie den Kombinierten
  • Beim Englischen und kombinierten Nasenriemen ist die richtige Position etwa 2 Fingerbreit unter dem Jochbein
  • Der hannoversche Nasenriemen darf keinesfalls die Ausdehnung der Nüstern beeinträchtigen. Auch darf er nicht in jenem Bereich aufliegen, wo sich das Nasenbein bereits extrem verjüngt – hier galt einmal die Faustregel 3 Fingerbreit oberhalb der Nüstern – aber ich habe Zweifel, dass die up-to-Date ist.

Es werden viele „Reitzampanos“ und mehrere wissenschaftliche Studien angeführt, und ALLE kommen zu dem selben Schluss: ein Pferd muss kauen können und darf durch einen zu eng verschnallten Nasenriemen nicht daran gehindert werden!

Besonders charmant (und ebenfalls im besagten Artikel zu finden) finde ich den Erlass des Leiters der spanischen Hofreitschule anno 1939 bis 1964, Alois Podhajski, nämlich, dass die Nasenriemen nicht enger verschnallt sein dürfen, als dass ein Pferd noch ein Stück Zucker nehmen könne.

Viele schöne Worte, doch Dr. Schöffmann kommt im genannten Artikel auch zu mehreren Hard-Facts:

  • Der Pferdekopf besteht aus 22 Knochen bzw. Knochenplatten
  • diese stehen in Verbindung mit Muskeln, Sehnen und Faszien
  • diese wiederum werden von Blut- und Lymphgefäßen und Nerven versorgt
  • zu eng verschnallte Riemen können wichtige Blutgefäße abdrücken, bzw. können die Muskelpumpe behindern und haben somit negative Auswirkungen auf das gesamte Umfeld – über den Kopf hinaus – Richtung Genick – Hals – Schulter
  • abgesehen davon, dass es das Wohlbefinden des Pferdes erheblich beeinträchtigt
  • Die Facts gehen weiter und zwar bezugnehmend auf die zwölf Hirnnerven, die teilweise dicht unter der Kopfhaut liegen (es liegt irgendwie auf der Hand, dass zu feste Riemen negativen Einfluss auf die Sinnesorgane nehmen und damit auf die Funktionalität des Gesamtorganismus)
  • Dr. Schöffmann kommt in der Folge sogar zu dem Punkt, warum das Reiten ohne Nasenriemen auch nicht optimal ist, oder Gebisslos auch seine Fallen bringt.

Jetzt wollt ihr auch vertiefter in das Thema Nasenriemen eintauchen? Abseits von Regelwerken wie Fena-Buch, FEI, ÖTO und FIPO? Read more in der „Pferderevue“ Ausgabe Juni, Seite 32ff.

Ich glaube hier wirklich neue Lösungsansätze zu Maulfehlern zu sehen.

Was?
Dazu besteht gleich die Frage was ist ein Maulfehler?
Ohne eine offizielle Definition herauszuklauben – jegliche Äußerung von Unzufriedenheit des Pferdes im Bereich Maul/Zunge (Sperren, alle Versuche die Zunge über das Gebiss zu legen, Erfolg dabei die Zunge über das Gebiss zu legen, Zunge rausstrecken… etc. etc.); und ja – jene unter euch, die sich im Turnierreiten betätigen – Maulfehler fließen je nach Vehemenz negativ in die Note ein!

Welche Art Nasenriemen ist nu die richtige für mein Islandpferd?
Ohne gleich von diesen o.a. Unzufriedenheiten ausgehen zu müssen, haben manche Pferde die Gewohnheit aktiver im Maul tätig zu sein (zu kauen), andere weniger. Wenn ein Pferd gerne sein Maul bewegt, sollte man es dem Pferd erlauben (und nicht den Nasenriemen zuzurrren, weil das führt zumeist zu noch mehr Widerstand – aber das machen wir nach den Schlüssen, die uns Dr. Schöffmann vermittelt hat sowieso nicht. Bzw. haben wir nie gemacht).

Es gibt keine Pauschalregel welcher Nasenriemen der Beste ist – ich rate zu Versuch und der Erkenntis daraus. Ausprobieren und herausfinden womit sich das Pferd am angenehmsten anfühlt. Wenn man eine Auswahl schöner Riemen hat, die man aus modischen Gründen abwechselnd verwenden will, spricht auch dagegen nichts.

Noch mehr Fragen? Ja? Nein? Nein! Gut!

Liebe Grüße von eurer Frau Kekhs

 

Quellenangabe: Pferderevue 6/2016, Medieninhaber: Österreichischer Agrarverlag Druck- und Verlags-Gesellschaft m.b.H., S. 32ff „Mehr Freiheit fürs Pferdemaul“ von Dr. Britta Schöffmann.

 

 

 

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