Wenn ich Geschichten höre oder lese, wie sich jemand den großen, lang gehegten Traum von einem eigenen Islandpferd erfüllt, krieg ich immer eine Gänsehaut. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich selber lange, lange geträumt habe, bevor er Wirklichkeit wurde, der Traum.
Eine wunderschöne Geschichte hab ich von Tanja und ihrem Týr frá Þúfu í Landeyjum bekommen. Am 20. Mai 2013 hat diese lange Sehnsuchtsgeschichte ein glückliches Happy-End gefunden – Grund genug, dieses ziemlich genau 3-jährige Jubiläum auch auf miia zu feiern! Aber lest mal selbst:
Tanja: „Also Týr kenne ich schon seit 2008. Höski Adalsteinsson hatte ihn Anfang Februar aus Island importiert. Týr wurde 1998 geboren und sein Vater war der legendäre, mittlerweile verstorbene Orri frà Þúfu.“
Details, die Tanja weder wusste, noch wirklich interessierten. Sie kam einfach mal in den Stall und sah ihn. Sie wollte ihn streicheln, aber Týr hat sich furchtbar geschreckt und ist ins hintere Eck der Box gehüpft.
Tanja: „Irgendwie mochte ich dieses etwas scheue und eigenwillige Tier. Aber es war ja Höskis Pferd und ihn zu besitzen erschien nicht möglich. Es vergingen ca. 2 Jahre, in denen ich ihn nur beobachtete. Zuerst ritt Höski ihn auf Turnieren, dann dessen Tochter Signy und irgendwann niemand mehr. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ein Mitreitpferd, Kongur, der schon recht alt, aber noch topfit war. Höski wollte mich wohl unterstützen und vertraute mir auch immer wieder verschiedene andere Pferde an. Und so kam eins zum anderen und eines Tages stand ich plötzlich im Roundpen und Týr raste wie ein wilder um mich herum. Nach seiner Pause hatte er wohl ein bisschen viel Energie. Höski meinte, ich solle ihm ein bisschen Zeit lassen. Also arbeitete ich einige Zeit mit Týr im Roundpen, bis ich eines Tages auch eine Reitstunde auf ihm haben durfte. Ich glaub, ich hab damals mehr gestrahlt, als mich konzentriert, weil ich es gar nicht glauben konnte! 🙂 “
Von dieser Zeit an durfte Tanja dann alleine mit Týr arbeiten. Wie ging es aber weiter?
Tanja: „Leider bekam Týr im 3. Sommer in Österreich ein Ekzem. So plötzlich und schlimm, dass wir zuerst dachten, es sei ein Pilz. Seine Mähne war ganz stumpf und abgescheuert, er hatte Wunden auf der Sattellage, was das Reiten natürlich unmöglich machte. Also wieder Pause. Ich kümmerte mich so gut es ging um ihn und als es wieder kälter wurde und es ihm besser ging und alle Wunden verheilt waren, begann ich ihn wieder zu reiten. Gott, er war so dick und traurig. Ich werde seinen Blick nie vergessen.“
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2012. Týr stand als Verkaufspferd auf der Homepage des Forsthofs. Genaues verrate ich nicht, aber er stand mit einem relativ hohen Preis auf der Liste der Verkaufspferde. Ein Preis, der für Tanja sehr, sehr viel Geld war. Sie war damals noch ein Lehrling und rechnete und rechnete … Kaufpreis, Einstellgebühren, etc… Wie geht sich das aus?
Tanja: „Ich habs dann abgehakt. Ich hab ihn weiter trainiert mit dem Wissen, dass jederzeit irgendjemand kommen könnte und mein Traumpferd kaufen könnte. Ich hab aber viel mit meiner Mutter gesprochen. Irgendwann hat sie mich gefragt: „Willst du Týr wirklich kaufen?“ Klar wollte ich ihn haben! Was für eine Frage! Wir haben viel geredet und NEIN! Meine Mutter hat ihn mir nicht gekauft. Aber wir haben einen Weg gefunden. Am 20. Mai 2013 habe ich dann den Kaufvertrag unterschrieben und mein Traumpferd von meinem eigenen Geld bezahlt. Ich bereue es kein bisschen und konnte mir bisher auch alle Kosten, wie Tierarzt etc., selber leisten.“
„Am allerlustigsten war es aber auf Facebook! Ich hab ja alles geheim gehalten. Weil manche haben mich schon ein bisschen für verrückt gehalten. Keiner wusste von meinem Glück. Als auf der Homepage Týr als verkauft markiert war, bekam ich in kürzester Zeit ganz viele Nachrichten auf Facebook, fast alle mit dem gleichen Inhalt: „Oh Gooott, es tut mir so leid für dich! Weißt du, wo er hinkommt?“ oder „So schade, tut mir echt leid!“ Ich hab dann alles aufgeklärt und alle haben sich sooooo mit mir gefreut.“
„Jetzt sind mittlerweile 3 Jahre vergangen und wir haben schon viel miteinander erlebt (ja, man kann auch ohne Turniere etwas mit dem Pferd erleben 🙂 ) und auch wenn ich ihm manchmal mit der „Pferdwurst“ drohe, liebe ich ihn noch immer wie am Anfang!“
Und gute Nachrichten gibt es auch noch: Týr steht jetzt seit 2 Jahren ohne Decke im Freien und hat keinerlei Anzeichen von einem Ekzem mehr.
Tanja lacht: „Soviel zu: Du bist verrückt, ein krankes Pferd zu kaufen. Ich wäre wohl eher verrückt gewesen, ihn gehen zu lassen.“