Eine Serie ist eine Serie ist eine Serie. Und weil ich doch so gerne Fragen an Richterinnen und Richter stelle, damit ich mich auskenne, hab ich dieses Mal Thordis Hoyos gefragt. Sie ist auch Richterin … aaaaber zuallererst wollte ich von ihr wissen, wie das denn so mit ihren Reitanfängen war?
miia: Wann hast du denn mit dem Reiten begonnen und wie war das damals?
Thordis: „Da ich auf einem Ponyhof aufgewachsen bin – dem heutigen Islandpferdehof Piet Hoyos – lässt sich das nicht genau datieren. Ich sitze am Pferd, solange ich mich erinnern kann. Als ich noch sehr klein war, hat mich mein Vater bereits auf Ritte mitgenommen, wir sind dann gemeinsam auf einem Pferd getöltet. Besonders gut erinnere ich mich an die Ritte mit dem Hengst Gáski frá Gullberastödum, weil seine Mähne beim Reiten mein ganzes Gesicht umhüllte. Natürlich hab ich schon als Kind viel Unterricht bekommen, ich bin auch bei sämtlichen Schulstunden mitgedüst, die damals häufig im Stil des Abteilungsreitens abgehalten wurden. Besonders gut gefallen haben mir aber die großen, langen Ausritte mit einer riesigen Anzahl Pferde. Aufgrund der Gruppengrößen blieb immer genug Raum für uns Kids für Spiel und Spaß. Ich werde sicher nie die gut gemeinten Anweisungen von Frau Sgustav vergessen, die neben der Gruppe auf und ab geritten ist und uns ermahnt hat, dass wir die Pferde nicht zurückhalten dürfen, um dann hinterher zu fetzen. Irgendwann war sie immer vorne an der Spitze der Gruppe angelangt und wir somit außer Sichtweite der Aufsichtspersonen. Und was haben wir gemacht, sobald sie den Blick abgewandt hat? Klar, nur Blödsinn 🙂 !“
miia: Welches von allen Pferden, die du jemals in deinem Leben geritten bist, war dein Lieblingspferd und warum?
Thordis: „Hier ist auf jeden Fall Fjölnir frá Kviabekk zu nennen. Ein Ausnahmepferd, das mein Vater importiert hatte, als ich 3 Jahre alt war. Während er Weltmeisterschaften mit ihm bestritten hat, durfte auch ich schon in der Kindheit auf Turnieren mit diesem einzigartigen Pferd starten. Das Passreiten und das Zügelüberstreichen habe ich von ihm gelernt. Von so manchem Ausritt sind wir getrennt wieder heimgekommen. Aber er hat mich auch nachts getröstet, wenn ich es brauchte. Kam auf Zuruf über die Wiese galoppiert und wir haben sogar mal gemeinsam in einer Box geschlafen. Jetzt ist es raus, erlaubt war das natürlich nicht.“
miia: Wenn du richtest – worauf achtest du am meisten?
Thordis: „Ich bemühe mich, die Stärken der Reiter und Pferde zu erkennen. Immer erst auf das Positive achten, das hat mich mein Vater gelehrt. Aber natürlich versuche ich, die Vorgaben durch die Leitgedanken für Richter (Guidelines) möglichst genau zu beachten, um jeder Pferd-Reiter-Kombination möglichst gerecht zu werden. Allerdings muss ich sagen, dass ich nicht so viel richte, wie manch andere. Ich reite einfach wahnsinnig gern. Im Richtereinsatz bin ich hauptsächlich auf kleineren Veranstaltungen, auf denen man oft intensiveren Kontakt zu den Reitern hat, sich austauschen kann und häufiger persönliche Rückmeldungen geben kann, falls erwünscht.“
miia: Kommen wir jetzt zum Viergang-Bewerb V3. Was ist das? Und was muss man tun, um von dir in diesem Bewerb eine 6,0 zu bekommen?
Thordis: „Bezüglich der Aufgabenteile, die dort gezeigt werden müssen, ist es ratsam, in der FIPO nachzulesen. Für die Prüfung V3 sind dort folgende Aufgabenteile festgehalten:
- slow speed tölt (langsames Tempo Tölt)
- slow to medium speed trot (langsames bis mittleres Tempo Trab)
- medium walk (Mittelschritt)
- slow to medium speed canter (langsames bis mittleres Tempo Galopp)
- medium to fast tölt (mittleres bis schnelles Tempo Tölt
Im Prinzip ist ein akzeptabler Takt in der betreffenden Gangart immer das A&O. Natürlich muss die Vorgabe des Aufgabenteils erfüllt sein. Wenn langsames Tempo gefordert ist, bringt es wenig, im schnellen Tempo mit klarem Takt über die Ovalbahn zu schottern. Um eine 6,0 von mir zu erhalten, gelten die gleichen Richtlinien wie für jeden anderen Richter. Diese sind in den Leitgedanken festgehalten, die für jeden im Internet verfügbar sind. Da gibt es keinen Spielraum für persönlichen Geschmack. Für Turnierreiter wäre es sicherlich empfehlenswert, diese Guidelines zu studieren. In Bezug auf Kinder und Jugendliche wäre es natürlich schön, wenn Trainer diese Dinge ihren Sprösslingen näherbringen. Dadurch lässt sich die eine oder andere Enttäuschung vermeiden. Wenn ich weiß, dass ich in derzeitiger Bestform mit meinem Pferd beispielsweise im Tölt eine 4,5 erreichen kann und weshalb das so ist, finde ich durchaus, dass man auch mit einer Note unter 6,0 vollauf zufrieden sein kann, es sogar sein muss. Enttäuschungen und Zufriedenheit entstehen ja meist durch die entsprechende Erwartungshaltung. Natürlich hängt so einiges auch von der Tagesverfassung in einer Turniersituation ab. Aber wenn ich einmal ein Ziel nicht erreicht habe, kann ich einfach analysieren, was nicht so gut geklappt hat und warum. Daran kann man dann arbeiten. Am Richten liegt das im Regelfall sicher nicht. Wenn das Gefühl nicht mit der Note übereinstimmt, ist es auch nicht verboten, den Richter anzusprechen. Aaaaaaaber: Bei einer Gruppenprüfung kann der Richter nicht gleichzeitig immer jedes Pferd zu jedem Zeitpunkt im Auge haben. Deshalb gibt es ja mehrere Richter bei den Turnieren.“
miia: Und nun die Fragen aller Fragen: Welche Farbe hat dein Pyjama?
Thordis: „Mein Lieblingspyjama ist ein Zweiteiler bestehend aus lila T-Shirt und einer lila-weiß gestreiften Hose.“
miia: Tausend Dank, Thordis, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. 🙂 Ich hab`s super interessant gefunden!