Von der Mongolei nach Island

Ich hab euch ja schon von Brigitte erzählt, oder eigentlich hab ich euch sensationell gezeichnete Bilder von ihr gezeigt. Wie Brigitte zu ihrer Erdna kam? Ganz einfach! Sie wollte eigentlich in die Mongolei. Inklusive mehrtägigem Pferdetrekking. Das war ein richtig langgehegter Wunsch. Nur, wo und wie die dafür notwendigen Reitkünste erwerben? Die Pferde der Mongolen sind klein, Isländer auch – daher hatte Brigitte den Plan, es mal auf Isländern auszuprobieren.

Ihre Freundin Gabi hat sie damals einfach zum Reiten mitgenommen. Und da war sie – Erdna (isländisch geschrieben eigentlich „Erna“). Als Schulpferd sehr beliebt, weil sie so hübsch war, verdiente sie sich damals ihren Lebensunterhalt mit Reitstunden.

Brigitte: „Erdna war von mir, doch schwerer und ungelenkiger als die jugendlichen Reiterinnen, nicht sonderlich begeistert. Auf der Koppel stand sie stets im allerletzten, am weitesten entfernten Eck, wandte mir ihr Hinterteil zu, wollte weder von mir, noch von einem Leckerli und schon gar nicht von einem Halfter etwas wissen. Komödien beim Satteln, wie sich aufblasen, Bisse andeuten und auch kräftig durchführen, die Trense nicht akzeptieren, sich unter dem gerade hochgehobenen Sattel wegdrehen und anderes waren, zumindest bei mir, an der Tagesordnung. Vom Herumhüpfen beim Hufauskratzen und schließlich beim Aufsteigen ganz zu schweigen.

Aber Brigitte hat nicht aufgegeben. Zu präsent war der Traum vom Ritt in der Mongolei.

„Und dann, eines Tages, kam sie erstmalig auf mein Rufen zum Koppelausgang, streckte mir ihren Kopf für das Halfter und die Karotte entgegen und berührte meine Hand mit ihrem Samtmaul. Hätte ich nie für möglich gehalten, dass Erdna mir jemals so eine Geste der Zuneigung entgegenbringen würde. Dieses Glücksgefühl! Es war für mich ein Wunder, ein Geschenk. Nur einige, wenige Tage später erfuhr ich, dass Erdna zu kaufen sei! Obwohl ich noch voll berufstätig und im absoluten zeitlichen Engpass war, zögerte ich keine Sekunde und bereits am nächsten Tag hatte Erdna eine neue Besitzerin. Sehr bald wurde ihr bewusst, zumindest bilde ich mir das ein, dass ich ihr Mensch bin. Das gegenseitige Kennenlernen und der Aufbau von Vertrauen hat aber trotzdem viel Zeit gebraucht und Geduld erfordert – von uns beiden! Jetzt – nach 2 Jahren – sind wir schon ein recht eingespieltes Team, sie kennt meine Stimme schon von Weitem, kommt sofort (außer es ist tiefster Matsch – den mag sie gar nicht), macht keine Komödien mehr beim Putzen, Satteln, Aufsteigen, Spazierengehen. Sie ist beim Ausreiten in allen Gängen absolut verlässlich und entspannt, egal, ob ein Fasan aufschwirrt, ein Hase oder Reh quert oder eine riesige Erntemaschine unseren Weg kreuzt. Im Moment hilft sie mir bei der Ausbildung meines Hundes zum Reitbegleithund, indem sie auf ihn schaut und aufpasst.“

Erdna lebt jetzt in Gols im Burgenland und hat es gemeinsam mit ihrem Freund Bjarmi richtig, richtig schön auf riesigen Weiden. Erdna hat sich zu einer bildhübschen Stute gemausert, mit großen, klaren Augen, einem buschigen bis zum Boden reichenden Schweif, einer dichten langen Mähne und glänzendem Fell.

Brigitte: „Dass Erdna mich damals durch ihre spontane Geste der Zuwendung überzeugt hat, dass ich wohl der richtige Mensch für sie bin, bereichert mein Leben ungemein, bringt mir viele Momente des Glücks und der Freude. Ihre Wahl habe ich noch keine Sekunde bereut.“

Hihihihihihi … stimmt, man sagt doch, dass sich die Pferde ihre Besitzer aussuchen und nicht umgekehrt, oder? 🙂

Eine Sache interessiert mich jetzt aber doch noch. Brigitte? Wenn du das liest, könntest du mir vielleicht bitte noch schreiben, was aus deinem Trip in die Mongolei geworden ist?

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(c) Zeichnungen: Gabi Zuna-Kratky

 

 

 

 

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