Bitte das hat jetzt nichts mit Frühlingsgefühlen zu tun. Nicht, dass das wer glaubt. 🙂 Aber ich beschäftige mich schon des Längeren mit der Frage, warum es im Islandpferde(breiten)sport viel mehr Mädchen und Frauen als Burschen und Männer gibt. Warum ist das so? Noch ist der junge Mann, der sich auf dem Bild hinter seiner Schwester am Pferd festhält, begeistert von der Idee zu reiten. Wird diese Begeisterung aber früher aufhören als bei seiner Schwester?
Ein gefährliches Thema, kommt man doch gleich mit vielen Klischees und Stereotypen in Kontakt, mit denen ich wirklich nichts zu tun haben möchte. Jedes Kind soll seinen Interessen folgen können und gefördert werden, vollkommen unabhängig vom Geschlecht, finde ich.
Auch ich hab über eine längere Zeit versucht, meinen Sohn mit dem Reitvirus anzustecken, er war auch voller Begeisterung bei einem Wanderritt in Island dabei … aber hier in Österreich damit weitermachen? Leider Fehlanzeige. Woran liegt das? Warum sind so viel mehr Mädchen als Burschen zu begeistern? Warum sind bei großen Turnieren dann aber doch viele Männer zu finden? Warum sind sie dort so erfolgreich? Auch in Österreich gibt es viele große (Männer)namen im Islandpferdesport. Waren die aber, 20 Jahre früher, in Reitersommerlagern auf Islandpferdehöfen zu finden? Und wie ist das eigentlich in Island? Da könnt ich hunderte Fragen stellen und ich würde richtig gerne darüber diskutieren. Denn eines steht fest: Ein Islandpferd richtig reiten zu können, ist eine sportliche Herausforderung für jeden, egal ob Mann oder Frau. Sie mögen kleiner sein als andere Pferde. Aber sie sind um nichts weniger Herausforderung als Spring-, Dressur-, Polo-, oder Rennpferde. Im Gegenteil.
Weil ich es selber nicht weiß, hab ich mir erlaubt, ein paar kurze Meinungen einzuholen. Natürlich sind es nur kurze Statements, aber sie stammen alle – ohne Ausnahme – von isländischen, reitenden Männern, die hier in Österreich (teilweise super erfolgreich) diesen Sport ausüben:
Hördur: „Früher war in Island Reiten eigentlich ein Männersport. In meiner Zeit als Jugendlicher war das Geschlechterverhältnis dann ziemlich ausgeglichen und heute sind es eigentlich mehr Frauen. Also ähnlich wie in Österreich!“
Valdi: „In Island ist das Reiten mehr ein Familiensport, da besitzt meistens die Familie ein paar Pferde und alle reiten. Das System ist da oben auch ganz anders, es gibt so gut wie keine Einstellbetriebe, wie wir sie hier kennen, sondern man mietet einen (Stall)teil und muss sich selbst um die Pferde kümmern. Füttern, ausmisten,… Das machen meist die Männer und die sind daher auch mehr im Stall. Die Frauen betreiben das meist mehr hobbymäßig und nicht so konsequent. Die Männer sind sicher in der Überzahl und unter den Profireitern gibt es auch viel mehr Männer. Also mehr ein Männersport!“
Trausti lächelt: „Das ändert sich auch in Island. Früher sind viel mehr Männer geritten, jetzt sind die Mädels mehr. In Wettkämpfen bei Erwachsenen sind aber mehr Männer zu finden. Bei Kindern und Jugendlichen mehr Mädchen.“
Jens: „Wenn man in Island aufwächst, kommt man nicht drumrum Islandpferden exponiert zu sein. Zum Glück hatten meine Eltern drei Islandpferde und ab 5 war ich fleißig am Reiten.“
Jens hat sich übrigens vor kurzem einen besonders hübschen, jungen Wallach namens Friðrik gekauft.
Jens: „Momentan genieße ich am Reiten das Vertiefen meines jugendlichen Wissens über die Reiterei. Ich hab über die Jahre immer wieder Anläufe genommen, habe versucht, meine Söhne davon zu begeistern, aber schließlich haben Katharina und Enya es geschafft, mich zu aktivieren und wir haben uns Kólga, Heiður und Friðrik angeschafft. Hier in Mitteleuropa ist das Konzept auf Islandpferdehöfen sehr auf Mädchen zugeschnitten. Das ganze Geputze und Getüdel finden Burschen halt eher abtörnend. In Island ist das Reiten einfach Abenteuer. Schon durch die Landschaft allein. Das Reiten hier in Österreich legt viel Wert auf Technik und Sicherheit, was ich jetzt sehr spannend finde, mich in Island aber nie motiviert hätte zu reiten.“
Ich lass das dann mal so stehen. Spannend, dieses Thema. Finde ich.
Vielen Dank an Hördur, Valdi, Trausti und Jens für eure Meinungen und Einblicke in die isländische Welt des Reitens!