Nun denn. Wie war das gestern? Dorit hat gesagt: „Beim Pferdekauf muss man eine irrationale Entscheidung auf rationaler Ebene treffen.“ Wie wahr, wie wahr. Klar, was mit der irrationalen Entscheidung gemeint ist: Isländer. Sofort.
Aber was ist die rationale Ebene? Finanzielle Möglichkeiten? Zeit? Die Farbe? Die Gänge? Männlein oder Weiblein? Jung oder alt? Island oder Österreich oder sonst wo? Alle, die ich in letzter Zeit für miia befragt habe, haben sich immer auch ein Stückchen (oder ausschließlich) auf ihr Bauchgefühl verlassen. Was aber, wenn der Bauch schweigt? Wenn man ihn nicht versteht? Wie kommt man dann zum richtigen Pferd?
Kleine Beruhigung für die Bauch-Nicht-Versteher: Es gibt schon ein paar Kriterien, über die man nachdenken könnte oder sollte. Das erste Kriterium, das mir in den Sinn gekommen ist, ist jenes, um das uns wahrscheinlich so manche Großpferdebesitzerin oder Autofahrerin beneidet: 4 oder 5 Gänge? Weil ich selber zwar islandpferdenarrisch, bei weitem aber keine Expertin bin, hab ich einfach Leute befragt, die wirklich etwas davon verstehen. Zur Frage nach den Gängen habe ich Julia Doppler (Islandpferde Haselbach) um ihre Meinung gebeten. Und ich danke ihr tausend Mal, dass sie mir eine so nützliche und aufschlussreiche Mail geschrieben hat:
Julia: „Also, so genau lässt sich die Unterscheidung zwischen 4 und 5-Gänger nicht treffen, da es ja alle möglichen Abstufungen gibt. Außerdem kommt es darauf an, für welchen Zweck ich das Pferd verwenden möchte – Turnierreiten und gemütliches Ausreiten haben andere Ansprüche. Aber prinzipiell könnte man sagen, dass der Großteil der 4-Gänger meist schönere Grundgänge hat, vor allem der Galopp und der Trab sind schöner gesprungen. Wem es wichtig ist, im Viereck gut galoppieren zu können – oder sogar am Zirkel – ist mit einem Viergänger besser dran. Durch den stärkeren Sprung sind die Gänge dafür wieder nicht so bequem zu sitzen, wie bei einem Fünfgänger mit mehr gelaufenen Gangarten. Beim Viergänger muss ich aufpassen, dass er nicht zu sehr auf der trabigen Seite ist, denn dann ist das Tölten schwer und braucht viel Arbeit. Da ist auf jeden Fall ein Naturtölter zu empfehlen.
Beim Fünfgänger hab ich den Vorteil, dass er meist viel Naturtölt hat und die Gänge bequemer, aber dafür vielleicht schwerer zu trennen sind. Da muss jeder wissen, wo seine Vorlieben sind. Für den Turniersport ist auf jeden Fall ein Viergänger einfacher zu reiten, denn Rennpass auf Turnierniveau zu reiten ist sehr schwierig und mit einem 5-Gänger erfolgreich zu starten erfordert viel Reitkönnen. Worauf wir am meisten Wert legen beim Pferdekauf ist taktklarer Naturtölt und ein guter Charakter. Das ist unserer Meinung nach das Wichtigste!!
Liebe Julia, danke für deine Mail! Ich fand deine Gedanken sehr, sehr aufschlussreich! 🙂
Na bitte! Kriterium 1: check. Ein wichtiges Kriterium, auf das man achten könnte (wenn der Bauch nicht dazwischen funkt 🙂 ).
Morgen folgt übrigens Kriterium Nummer 2: Junges Pferd? Oder dürfen es doch ein paar Jährchen mehr sein?