Auf meiner Suche nach den perfekten Suchkriterien für ein Pferd bin ich auch bei Dorit gelandet. Ein Interview, das sich für mich höchst amüsant gestaltet hat, findet doch die Mutter zweier Mädchen sehr eindeutige und klare Worte für die Gedanken, die man so durchlebt am Weg zum eigenen Islandpferd.
Dorit: „Ein Pferdekauf ist vollkommen irre und irrational auf jeder Ebene. Unwirtschaftlich in höchstem Maße“.
Muss zugeben, ich muss schmunzeln. Ich sehe förmlich das weise Nicken so mancher Menschen 🙂 . Warum hat Dorit es aber trotzdem gemacht? Warum ist die wunderschöne 14-jährige Stute Sólbjört ein Familienmitglied geworden? Ein unendlich geliebtes noch dazu?
Dorit: „In meinem Kopf war ich in etwa bereits ein Jahr auf der Suche nach einem Pferd. Als ich den Wunsch dann endlich ausgesprochen hatte, hat es nur noch 3 Wochen gedauert, bis wir eines hatten. Meine Suchkriterien? Naja: Das Pferd muss für uns alle drei passen (Anm.: Mutter Dorit, eine Wiedereinsteigerin, Lina, die schon gut reiten kann und Finja, die komplette Anfängerin auf dem Pferderücken ist). Ob ein Vier- oder ein Fünfgänger war egal, ebenso ob Stute oder Wallach.“
Beim Alter hat Dorit dann aber viel nachgedacht: Ein junges Pferd wollte sie nicht, da sie der noch notwendige Beritt gestört hätte. Und 14 klang irgendwie für sie nach Obergrenze.
„Mein Pferd sollte leichtrittig sein und auf keinen Fall ein Tier sein, an dem ich herumzerren muss, damit es töltet. Da ich noch nie Pass geritten bin, war er mir egal. Willig sollte das Pferd aber sein! Also jedenfalls gerne gehen. Und einen „emotionalen Supergau“ soll es geben… eine Verbindung! Viel schöner, taktklarer Tölt war schon wichtig für mich, außerdem Potenzial für Lina, die sich mit dem Pferd entwickeln können soll, damit sie auf Turnieren keinen Frust schiebt. Zumindest ein Start in der B-Klasse soll möglich sein. Das ist ebenso eigentlich verrückt, weil das sehr teuer ist und wir doch eigentlich ein Familienpferd haben wollten. Eines, das zu uns gehört, auch wenn es krank oder alt wird. Ein Pferd, das ich auch alleine haben möchte, wenn sich die Interessen der Kinder ändern. Und dann muss man diese irrationale Entscheidung auf rationaler Ebene für sehr viel Geld treffen. Es war das Schwierigste, das auszuklammern. Und auch die Meinung meiner Kinder, die jedes Pferd genommen hätten, wenn es nur ihr eigenes sein konnte. Das hätte aber auch ein Isi-Mischling sein können…“
Dorit ist dann einen jungen, lustigen Wallach Probe geritten. Ein tolles Tier, aber der Funke wollte auch beim zweiten Mal reiten einfach nicht überspringen. Iris` Satz ist Dorit damals in Erinnerung geblieben: „Wenn du nicht weißt und nicht weißt und zweifelst oder unsicher bist, dann hat`s was.“ So weit, so klar. 🙂
„Und dann hat Iris mir Sólbjört gezeigt, eine Stute die zum Verkauf stand. Das Pferd hat mich sofort verzaubert. Noch bevor ich geritten bin. Dann hat das Reiten aber auch noch gut geklappt und ich wusste, sie ist es. Sie war für meine Überlegungen eigentlich zu alt und zu teuer und und und … aber sie war es. Sie hat eine wunderschöne Farbe, ein imposantes Laufbild und ich finde, sie töltet wie ein „Schleich-Spielzeugpferd“ 🙂 ! Und noch etwas möchte ich sagen: Für mich persönlich war klar, dass wir das Pferd bis zu dessen Tode haben werden. So lange muss also das Geld reichen. Ein Verkauf von Sólbjört war in meiner weiteren Planung nicht vorhanden. Daher muss ich den Satz wiederholen: Man muss beim Pferdekauf eine irrationale Entscheidung auf rationaler Ebene treffen.“
Und Dorit überlegt: „Vielleicht gibt es Unterschiede, wenn man das zweite Pferd kauft. Auch emotional? Beim ersten Pferd muss es vielleicht ein Pferd sein, das schon angekommen ist im Leben. Eines, das MIR das Reiten und auch sonst alles beibringt. Das zweite kann dann jung sein?“
Und wie geht es ihnen heute? Erfüllt Sólbjört alle gewünschten Kriterien?
Dorit: „Mittlerweile lernen wir uns immer besser kennen, vielleicht wird’s ja doch mal was mit dem Ausreiten mit unserer süßen Nerventante“ 🙂
Ich finde, die 4 sind eine wunderbare Familie geworden und manchmal braucht gut Ding eben Weile. Aber das mit der irrationalen Entscheidung … das hat wohl auch was, oder? 🙂
Liebe Dorit, danke für das ehrliche Interview … und … guten Morgen nach Österreich!