Anabel auf dem Baum(i)

Vorgestern hab ich mich richtig gefreut. Ich habe nämlich Post bekommen von Anabel M., die ich persönlich zwar nicht kenne, die mir aber ihre Geschichte erzählen wollte. Wie sie ihr Pferd gefunden hat und warum das ganz eine besondere Partnerschaft ist. Ich fand die Geschichte so schön, dass ich sie euch gleich weitererzähle 🙂 !

Anabel: „Du hast Fragen gestellt: Wie weiß man eigentlich, ob ein Pferd das richtige ist? Spürt man das, gleich wenn man es sieht? Meine Antwort ist: JA!! Das spürt man! Erkennt man es, wenn man das erste Mal aufsteigt? Meine Antwort: Nein, man muss nicht mal aufsteigen, um das zu merken. Schreibt man eine Plus-Minus-Liste? Meine Antwort: Nein, es gibt nämlich kein Minus. Wie geht das? Wie habt ihr es gewusst? Ich wusste es einfach …

Ich war damals, 2012, nur indirekt auf Pferdsuche. Ich war mit meiner damaligen Stute total unglücklich. Ich wurde ihr oft nicht mehr gerecht und hatte ein schlechtes Gewissen. Sowohl beim Reiten, als auch im Umgang. Mir war schon viel früher klar, dass das nichts mehr wird zwischen uns, aber meine Freundinnen und Bekannten haben alle gemeint „ja nicht verkaufen, das wird wieder. Du musst nur daran arbeiten“. (Bemerkung am Rande: Heute ist diese Stute ein heißgeliebtes Kinderpferd und genießt dies in vollen Zügen 🙂 )

Ich bin damals gemeinsam mit einer Freundin zu Verena Hugeneck nach Vinstadir gefahren. Ich hatte mich schon vorher in die Bilder von Teningur vom Vindstadir verliebt. Wir haben uns viele junge Pferde angeschaut. Verena hat mir offen und ehrlich über alle ihre zum Verkauf stehenden Pferde berichtet. Ich hab mir meine Frage nach Teningur bis zum Schluss aufgehoben. Nachdem ich sie gefragt hatte, seufzte sie: „Ojeeeee unser Problemkind Teningur“. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich hatte bei dieser Aussage ein total gutes Gefühl 🙂 . Verena hat mir dann von ihm erzählt. Er ließ sich nur ganz schwer einfangen und, seit er auf der Welt war, von niemandem freiwillig anfassen. In dem Moment, als Verena sagte, dass er sehr misstrauisch Menschen gegenüber sei, dachte ich mir: „Wenn er bei mir ist, wird das anders. Bald wird er mir vertrauen.“ Wir haben dann noch über viele andere Pferde geredet. „Der ist der beste aus diesem Jahrgang“ oder „Der hat die besten Eltern“, waren Verenas Kommentare. Eines der Pferde war auch schon angeritten, was kein Nachteil gewesen wäre. Aber ich wollte IHN!!!

Ich hab natürlich nicht sofort zugesagt, immerhin sollte man sich zu diesem Thema mehrere Gedanken machen (dachte ich). Ich hab mir verschiedene Meinungen eingeholt. Natürlich war von meinem Vorhaben niemand begeistert. Doch ich hab das getan, was ich für richtig hielt und habe noch am selben Tag angerufen und gesagt, dass ich ihn will. Ich hatte damals kein bisschen Zweifel. Es kamen in weiterer Folge leider viele negative Kommentare und andere gaben mir das Gefühl, mir kein gutes Gelingen bei dieser Aufgabe zu wünschen.

Früher, bei meiner Stute, da wollte ich immer den anderen gefallen, auch wenn es mir selbst nicht gefiel. Nachdem ich Teningur geholt hatte, habe ich mich zu einhundert Prozent auf mein Pferd und mich konzentriert. Er ist bis heute mein bester Lehrer. Dank ihm wurde ich geduldig, ruhig und verständnisvoller. Nach wenigen Tagen war das Einfangen selbstverständlich. Er ist sogar zu mir gekommen! Danach habe ich mich lange gesehnt. Mit der Zeit wurde sein Name „geändert“ – wir rufen ihn „Baum“ 🙂

Baumi ist das Tollste, was mir in meinem Leben passieren konnte. Wir steigen über alle Steine, die uns in den Weg gelegt werden. Er macht nie Fehler, und wenn einer passiert, dann war ich es. Ich habe meine komplette Einstellung zur Reiterei geändert. Ich versuche nicht mehr, den anderen zu gefallen, sondern  viel mehr, dass es dem Pferd gefällt was ich tue. Er ist ein Fünfgänger mit sehr viel Pass und Vorwärtsdrang. Eigentlich das komplette Gegenteil von dem, was ich ursprünglich habe wollte (Viergänger und ein bisschen faul). Aber das ist meiner Meinung nach nebensächlich, wenn man sein Herz-Pferd gefunden hat. Ich bin ihn auch selbst zugeritten mit Hilfe einer Dressurreiterin. Mein Können war nie ideal, perfekt, oder was auch immer. Aber Baum hat mir geholfen, das Beste daraus zu machen. Dieses großartige Gefühl zusammenzupassen, sich gegenseitig Halt zu geben und immer einer Meinung zu sein, möchte ich niemals missen.“

Und abschließend gibt Anabel noch einen guten Rat: „Oft lässt man sich beim Pferdekauf viel zu sehr beeinflussen. Man kauft ein Pferd, weil man gewisse Ansprüche hat und viel zu voreilig Erfolg haben mag. Ich denke, Vertrauen und Respekt zwischen Mensch und Pferd zu schaffen, ist ein größerer Erfolg, als eine Schleife am Turnier zu bekommen.

Schnüff …  sooooo schön … Danke, Anabel für diese wunderbare Geschichte. Stimmt, warum hört man eigentlich so viel auf andere? Vielleicht steckt die Lösung manchmal einfach im Bauch. Im eigenen. 🙂

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